Zuerst zufrieden, dann wütend. Später siegreich, danach verletzt. Stan Wawrinka erlebt bei den Swiss Indoors in Basel eine Achterbahnfahrt der Gefühle.
Am Mittwochabend vertreibt der Romand seinen Start-Fluch am Rheinknie. Gut gelaunt betritt er den Mediensaal, angesäuert verlässt er ihn. Die Frage, was ihm zum Grand-Slam-Sieg noch fehle, bringt Wawrinka auf die Palme: «Ich finde das Urteil, ich habe kein gutes Jahr, anmassend.» Er habe keine Lust mehr, «mit der Schweizer Presse zu sprechen». Und weiter: «Ich komme von einer schweren Verletzung zurück, spiele gut, habe gerade einen Final erreicht, obwohl ich nach den US Open erneut einen Monat verletzt war.»
Rückenschmerzen zwingen Wawrinka zu Forfait
Tags darauf steht Wawrinka wieder in Basel auf dem Court. Seine Mission: den Viertelfinal-Kracher gegen Roger Federer klarzumachen. Mit Erfolg. Nach einem zweieinhalbstündigen Abnützungskampf ist sein Gegenüber Frances Tiafoe geschlagen. Wawrinka brüllt seine Freude unter das Dach der St. Jakobshalle. Die Erleichterung ist riesig. Später ist es die Trauer. Denn «Stanimal» ist verwundet, muss wegen Rückenschmerzen Forfait geben.
Nix wirds mit dem Schweizer Hammer-Duell am Freitag. Dafür erhält Wawrinka Rückendeckung für seine Wutrede, über die in Basel auch Tage danach noch diskutiert wird.
«Stan hat eine legendäre Karriere»
Federer schlägt sich auf Wawrinkas Seite. Im Tennis werde man zu schnell als Verlierer abgestempelt. «Als Nummer 15 der Welt bist du nur okay, ein Viertelfinal tönt nicht gut.» Federer weiss auch, was eine langwierige Verletzung für Folgen hat. «Nach so schweren Knie-OPs ist sein Niveau wieder sehr hoch. Er wird hundertprozentig in die Hall of Fame augenommen. Das soll ihm erst mal einer nachmachen», so Roger weiter, «Stan hat eine legendäre Karriere.»
Allerdings sei sich Federer nicht sicher, ob das Phänomen der «verwöhnten Medien», wie Wawrinka sie nennt, nur hierzulande auftritt. «Generell ist es sicher nicht einfach für Stan. Denn im Tennis betrachtet man es nur als halbwegs gelungene Saison, wenn einer die Nummer 15 ist. Als 15. bester Fussballer oder Basketballer sähe es ganz anders aus», führt Federer gegenüber «SRF» aus. (C.K./sag)