Es war ein bisschen umgekehrte Welt für Roger Federer. Als er gegen seinen Kumpel Tommy Haas auf dem Rasenplatz um den Sieg kämpfte, hörte er kindliche Anfeuerungsrufe. Sie galten nicht ihm, sondern seinem Gegner, dessen sechsjährige Tochter Valentina auf der Tribüne sass und ihren Papa anfeuerte.
Federer hat die Rufe sehr wohl gehört und verriet nach dem verlorenen Spiel: «Das war sehr süss. Manchmal habe ich mir eingeredet, dass es eine meiner Töchter ist». Mit Valentinas Unterstützung drehte Haas das Spiel, gewann in drei Sätzen und wahrte sich so seine Chance auf eine Wildcard für Wimbledon.
Federer aber setzte sich nur drei Tage nach der Anfahrt wieder in sein Auto und fuhr nach Hause. Solo, so wie er gekommen ist. Aber nicht mehr ganz so gut gelaunt. «Etwas enttäuscht bin ich schon.» Doch Roger wäre nicht der erfolgreichste und beste Tennisspieler aller Zeiten, würde er nicht sofort das Positive sehen und nach vorn schauen. «Es war nicht alles schlecht. Ich bin unverletzt, es geht mir gut und ich freue mich nun auf das Turnier in Halle.»
Halle, das ist die Lindenstadt westlich von Bielefeld in Nordrhein-Westfalen. Zum 25. Mal wird da ab Montag das «Gerry Weber Open» ausgetragen. Für Federer ein spezielles Turnier. 2010 wurde er mit einem Lifetime-Vertrag ausgestattet. Heisst: Solange Federer aktiv ist, wird er seine Wimbledon-Vorbereitung in Halle abhalten.
Achtmal hat der Schweizer das Turnier schon gewonnen. Nach dem ersten Auftritt nach Hause fahren müssen, will er auf keinen Fall. Darum sorgt er vor. Nach Halle bringe er seine Kinder mit, versprach Federer in Anspielung an die erfolgreiche Unterstützung von Haas durch dessen Tochter in Stuttgart. Federer schmunzelt: «Da bring ich zwei mit, da hab ich Vorteile. Oder vier, in Wimbledon dann.» (pam)