Corona-Zeit und Ausgehverbot muss nicht gleich Langeweile bedeuten. Menschen erledigen, was sie schon immer zu Hause machen wollten. Oder – wenn schon alles picobello ist – sie werden kreativ. Letzteres ist eindeutig bei Stan Wawrinka der Fall, der in seiner Tennis-Zwangspause ein Feuerwerk an originellen Posts auf seinen Social-Media-Accounts zündet.
Dort zeigt der 35-jährige Romand sein schönes Zuhause am Genfersee und beweist seinen humorvollen Charakter. So unterhält er seine Fans bei Apéro-Chats mit seinem französischen Freund Benoît Paire, in denen er über die perfekte Mixtur eines Aperol Spritz fachsimpelt oder gar intime Sex-Fragen austauscht. Er präsentiert sich als Grillmeister oder beim Genuss eines Käsefondues. Er doubelt sogar Patrick Swayze zum 80er-Jahre-Hit aus «Dirty Dancing» und stemmt beim Tanz eine hübsche Blondine im Kraftraum.
Einblicke im Stundentakt
Er feiert seinen Quarantäne-Geburtstag mit zehn imaginären Stan-Doppelgängern am langen Tisch, spielt mit einem übergrossen Teddybären eine Partie Backgammon oder versucht, einen alten Pac-Man-Highscore zu knacken. Quasi im Stundentakt gibt der Tennis-Crack Einblicke in seinen Alltag: mit verschlafener Frisur beim morgendlichen Kaffee auf der Terrasse bis hin zur verschwitzten Frisur nach beendetem Fitnesstraining – Sixpack am nackten Oberkörper, der sich sehen lässt, inklusive.
Das alles schlägt ein wie eine Bombe. Es hagelt Tausende von Rückmeldungen – auch von Tenniskollegen, u. a. vom Briten Andy Murray, der ein grosser Fan der Wawrinka-Quarantäne-Show zu sein scheint. 1,2 Millionen Abonnenten zählt Stan auf Instagram, 1,7 Millionen Follower sind es gar auf Twitter.
Diese Zahl kann zwar nicht mit jenen der Superstars Roger Federer, Novak Djokovic oder Rafael Nadal mithalten, die allesamt von Usern im zweistelligen Millionenbereich verfolgt werden. Aber andere Top-Ten-Asse wie Dominic Thiem (181 000), Stefanos Tsitsipas (164 000), Alexander Zverev (56 000) oder Gaël Monfils (725 000) lässt die aktuelle Weltnummer 17 aus Lausanne mit sprühendem Charme im sozialen Netz weit hinter sich.
Packt auch im Netz den Kämpfer aus
Diese Beliebtheit kommt gerade recht. Denn gegen Ende des letzten Jahres hatte Wawrinka sie bei vielen etwas verspielt. Zunächst enttäuschte er seine Heimfans in der Schweiz, weil er sie beim Knüller gegen Federer an den Swiss Indoors in Basel hängen liess oder Roger einen Korb beim Laver Cup gab, der ausgerechnet im Stan-Land Genf stattfand. Als er sich dann letzten Dezember für eine Millionen-Gage von Öl-Scheichs instrumentalisieren liess und zum Einladungsturnier in Saudi-Arabien antrat, wo das Regime Menschenrechte mit Füssen tritt, verspielte er auch so manchen Kredit im Rest der Welt.
Doch das alles war vor Corona-Zeiten. In dieser Krise erobert «Stan the Man» die Herzen der Fans zurück – fast wie bei einem Tennis-Match. Steht er mit dem Rücken zur Wand, packt er den Kämpfer aus, elektrisiert und fasziniert.