Belinda Bencic surft seit Monaten auf einer goldenen Welle. Diese entspringt Anfang Jahr in Perth mit der Titelverteidigung beim letzten Hopman Cup der Geschichte – an der Seite von Glücksbringer Roger Federer. Die Welle rollt über den sensationellen Turniersieg in Dubai, wo die 22-jährige Ostschweizerin vier Top-Ten-Spielerinnen in Folge schlägt. Und mündet nach konstant guten Monaten im bisher letzten Titel in Moskau, wo sie sich im letzten Moment erstmals für das Saisonfinale der acht Jahresbesten qualifiziert.
Und weil Bencic, die zum Auftakt mit Fussproblemen eine schmerzhafte Dreisatz-Niederlage gegen Weltnummer 1 Ashleigh Barty kassierte, gestern ihren zweiten Gruppensieg in Shenzhen verbucht, bricht die Welle erst am Wochenende.
Nach dem Dreisatz-Erfolg über Petra Kvitova profitiert Belinda am Donnerstag von der krankheitsbedingten Aufgabe ihrer dritten Gegnerin, der Holländerin Kiki Bertens (beim Stand von 7:5, 1:0). «Ich bin stolz, was ich bis hierhin mental geleistet habe», sagt die Siegerin zu Recht.
«Mehr erreicht als erwartet»
In den Halbfinals trifft Bencic am Samstag als Zweite der Gruppe Rot auf die Siegerin der violetten Gruppe, Jelina Switolina. Bezwingt sie die ukrainische Titelverteidigerin, der sie im Spätsommer in Toronto unterlag, zum insgesamt dritten Mal, stünde sie am Sonntag gar im Final der Finals! Für Bencic wäre das nur ein Bonus – zufrieden ist sie bereits: «Ich habe mehr erreicht, als ich erwartet hatte», sagt sie, «nun kämpfe ich extrem relaxed weiter.»
So oder so wird unser Tennisjuwel in China von der goldenen Welle überrollt. Mit ganz viel Genugtuung, Glanz und Geld. Bislang hat Belinda 995'000 Dollar verdient. Im Falle eines Sieges könnten heute 1,1 Millionen Dollar dazukommen – im Final bestünde gar die Chance auf weitere schwindelerregende 3'425'000 Dollar Triumph-Preisgeld! So viel gibt es nicht einmal für Federer an den ATP-Finals zu holen (max. 2,7 Millionen) ...
«Immer kämpfen und an dich glauben»
«Million Dollar Baby»-Belinda! Dank den Chinesen, welche die WTA-Finals für zehn Jahre in die aufstrebende, von Hongkong zwei Autostunden entfernte 22-Millionen-Menschen-Metropole Shenzhen gelockt und das Total-Preisgeld kurzerhand von 7 auf 14 Millionen verdoppelt haben, schreibt sie nun ein lukratives Sportmärchen.
Ähnlich wie die von Hilary Swank gespielte Boxerin in Clint Eastwoods Oscar-gekrönten Film «Million Dollar Baby» erklärt Belinda ihr Rezept: «Du musst immer bis zum Ende kämpfen und an dich glauben!» Anders als Maggie Fitzgerald kommt die in Flawil SG aufgewachsene Tochter slowakischer Einwanderer zwar aus behüteten Verhältnissen.
Aber sich wie Belinda durch ein Tal der Verletzungen zu boxen, im Ring trotz faustdicker Einschläge einen kühlen Kopf zu bewahren, um dann in einer entscheidenden Woche das ganze bisher eingespielte Jahrespreisgeld zu übertreffen, wäre durchaus auch filmreif.
Von Cécile Klotzbach
Zahltag für Belinda Bencic in Shenzhen – nicht nur wegen des enorm hohen Preisgeldes. Vieles zahlt sich in diesen Tagen für die Schweizerin aus: die Leiden vergangener Jahre mit Verletzungen, Zwangspausen und Kummerspeck. Die Kritik, nachdem sie zuvor als Wunderkind empor gehoben wurde. Und die vielen Versuchsballone, ein neues Team um sich zu scharen.
Es muss schwer gewesen sein, dem fürsorglichen Trainer-Vater Ivan Bencic, der nur das Beste für die Tochter will, einen Korb zu geben. Es kann auch nicht leicht gewesen sein, einen Trainer nach dem anderen auszuprobieren und wieder zu entlassen. Besonders für die freundliche und friedliebende Belinda, die anderen nicht gerne auf die Füsse tritt.
Aber auch das zahlt sich aus. Rückblickend waren die sanfte Abnabelung vom Vater wie auch die vielen gescheiterten Verbindungen nötig – wenn auch nur, um herauszufinden, dass Papa doch der Beste ist. Und um auf einem dieser Umwege in der Slowakei Martin Hromkovic zu begegnen, der heute Belindas Fitness-Coach sowie geliebter Freund ist und der ihr offensichtlich gut tut.
Was Bencic mit ihren 22 Jahren schon durchgemacht hat, erleben andere Frauen in 30, 40 Jahren nicht. Der Vorteil: Sie ist schnell gereift. Nicht umsonst heisst es, Tennisjahre seien wie Hundejahre, man altere siebenmal so schnell... Und trotzdem hat Belinda noch viele Jahre vor sich, steht eigentlich erst am Anfang einer womöglich gloriosen Karriere.
Der Nachteil: Die Jugendjahre dieses Schweizer Tenniswunders waren längst nicht so unbeschwert und unbekümmert wie die einer «normalen» jungen Frau. Aber die Opfer zahlen sich mit dem kommenden Wochenende aus. Mit dem Millionen-schweren Höhepunkt eines Jahres, indem Belinda gelernt hat, mentale Defizite auszumerzen und ihr ganzes Talent auszuschöpfen. Diesen Zahltag hat sie sich verdient.
Von Cécile Klotzbach
Zahltag für Belinda Bencic in Shenzhen – nicht nur wegen des enorm hohen Preisgeldes. Vieles zahlt sich in diesen Tagen für die Schweizerin aus: die Leiden vergangener Jahre mit Verletzungen, Zwangspausen und Kummerspeck. Die Kritik, nachdem sie zuvor als Wunderkind empor gehoben wurde. Und die vielen Versuchsballone, ein neues Team um sich zu scharen.
Es muss schwer gewesen sein, dem fürsorglichen Trainer-Vater Ivan Bencic, der nur das Beste für die Tochter will, einen Korb zu geben. Es kann auch nicht leicht gewesen sein, einen Trainer nach dem anderen auszuprobieren und wieder zu entlassen. Besonders für die freundliche und friedliebende Belinda, die anderen nicht gerne auf die Füsse tritt.
Aber auch das zahlt sich aus. Rückblickend waren die sanfte Abnabelung vom Vater wie auch die vielen gescheiterten Verbindungen nötig – wenn auch nur, um herauszufinden, dass Papa doch der Beste ist. Und um auf einem dieser Umwege in der Slowakei Martin Hromkovic zu begegnen, der heute Belindas Fitness-Coach sowie geliebter Freund ist und der ihr offensichtlich gut tut.
Was Bencic mit ihren 22 Jahren schon durchgemacht hat, erleben andere Frauen in 30, 40 Jahren nicht. Der Vorteil: Sie ist schnell gereift. Nicht umsonst heisst es, Tennisjahre seien wie Hundejahre, man altere siebenmal so schnell... Und trotzdem hat Belinda noch viele Jahre vor sich, steht eigentlich erst am Anfang einer womöglich gloriosen Karriere.
Der Nachteil: Die Jugendjahre dieses Schweizer Tenniswunders waren längst nicht so unbeschwert und unbekümmert wie die einer «normalen» jungen Frau. Aber die Opfer zahlen sich mit dem kommenden Wochenende aus. Mit dem Millionen-schweren Höhepunkt eines Jahres, indem Belinda gelernt hat, mentale Defizite auszumerzen und ihr ganzes Talent auszuschöpfen. Diesen Zahltag hat sie sich verdient.