Das sagen Federer und Cilic zum Final
Wenige Minuten nach dem historischen Erfolg greift Roger Federer mit dem Pokal in der Hand zum Platz-Mikro: «Ich bin so glücklich, es ist unglaublich. Es war ein langer Tag, hier auf den Final zu warten. Es ist einfacher, wenn das Match am Tag ist, aber so habe ich den ganzen Tag ans Spiel gedacht. Das ist ein absoluter Traum, es ist wie ein Märchen, nach dem grossartigen Jahr letztes Jahr geht der Traum weiter.»
Am Ende seiner Rede wird Federer von den Emotionen übermannt, als er seinem Team und den Fans dankt. «Ihr Leute im Stadion macht mich nervös, bringt mich dazu, zu trainieren, ich möchte euch für alles danken.» Die Tränen beginnen hinunter zu laufen. Welch ein Moment!
Verlierer Cilic kann nur den Hut ziehen vor Federer. «Unglaublich, was ihr hier wieder vollbracht habt. Ich hatte eine kleine Chance zu Beginn des 5. Satzes, doch Roger spielte unglaublich im Fünften.»
So lief der Final in Melbourne
In seinem 30. Grand-Slam-Final läufts für Roger Federer wie am Schnürchen. Schon vor dem ersten Ballwechsel in der Rod-Laver-Arena. Wegen der grossen Hitze (rund 35 Grad und extremer Feuchtigkeit) kommt eine spezielle Regel zur Anwendung. Der Turnier-Ref entscheidet: Der Final wird bei geschlossenem Dach gespielt! Sicher nicht zum Nachteil des Schweizers...
Auch seine ganze Entourage und Familie ist in der Spielerbox heiss auf den Match. Gattin Mirka trägt einen sportlichen Final-Look mit Jeansshorts mit goldenen Flicken und einem schwarzem T-Shirt.
Sie sieht wie ihr Roger gegen einen nervösen Cilic einen Traumstart hinlegt. Er schnappt sich gleich zu Beginn im ersten Game das Break – und doppelt beim zweiten Aufschlaggame Cilics nach. Perfekt! Auch bei Service Federer holt Cilic kaum Punkte. Er schlägt viel zu viele Fehler. In nur 24 Minuten ist der erste Satz mit 6:2 für Federer im Trockenen.
Federer gibt erstmals Satz ab
Im 2. Satz fängt sich Cilic auf. Der Match gestaltet sich ausgeglichener. Beide Stars kommen zwar zu je drei Breakbällen im Verlauf des Durchgangs, können aber keinen verwandeln. Ergo: Das Tiebreak muss es richten. Cilic spielt dort stark auf. Den zweiten Satzball beim Stand von 6:5-Punkten kann er mit einem Smash zum Satzausgleich verwerten. Erstmals muss Federer an diesen Australian Open einen Satz abgeben.
Dies scheint den Maestro zu beflügeln. Mitte des 3. Satzes kommt er dank einem Tief Cilics zu drei Breakchancen. Die zweite kann er ausnutzen und auf 4:2 davon ziehen. Souverän gewinnt Federer in der Folge den Satz mit 6:3. Beeindruckend vor allem seine Aufschlagstärke. 81 Prozent der ersten landen im Feld.
Im vierten Satz ist die Moral Cilics eigentlich früh gebrochen. Roger ist jetzt richtig heiss und dominiert das Spiel nach Belieben. Mit einem Break zum 1:0 lanciert er den Durchgang. Doch zu früh gefreut: Beim Stand von 3:2 muss Federer das Re-Break einstecken. Plötzlich läuft nichts mehr. Der Service harzt. Cilic schafft ein weiteres Break und sichert sich den Satz mit 6:3.
Federer rückt Nadal im Ranking näher
Es kommt zum Krimi im 5. Satz! Cilic bringt Federer wieder ins Schwitzen und an den Rand eines Breaks. In extremis kann der Schweizer dies abwehren – und nimmt seinerseits dem Gegner darauf den Aufschlag ab. Das bricht Cilic definitv das Genick. In beeindruckender Manier spielt sich Federer zum 6:1! Nach 3:03 Stunden ist der Triumph komplett!
Dank der Titelverteidigung sichert sich Federer 2000 ATP-Punkte und ein Preisgeld von rund drei Millionen Franken. In der ATP-Weltrangliste rückt er Leader Nadal damit bis auf 155 Punkte heran.
Gleichzeitig knackt Federer als erste Profi die Marke von 20 Grand-Slam-Titeln. Wahnsinn! Seine Siegesquote steht nun bei 10 Prozent aller Majors. Die Australian Open sind das 200. Grand-Slam-Turnier der Profi-Ära (seit 1968). Federers irre Bilanz: 6 Mal Australien, 1 Mal Roland Garros, 8 Mal Wimbledon, 5 Mal US Open. Auf der Tour steht er nun bei 96 Turnier-Siegen.
Mehr Titel bei den vier grössten Turnieren haben nur die Frauen Margaret Court (24), Serena Williams (23) und Steffi Graf (22) geholt.