6 Games. Zwei im Ersten, drei im Zweiten und eines im Dritten. Mehr kann Stan Wawrinka Rafael Nadal nicht abringen. Kein Nerven-Krimi wie in Melbourne vor drei Jahren. Kein heroisches Spektakel wie vor zwei Jahren in Paris. Keine Schlacht des Leidens wie bei den letztes US Open. Dieser French-Open-Final hält nichts von all dem, was sich die Tennis-Welt versprochen hat. Der spanische Sandplatz-Gott Rafael Nadal ist zu gut.
Und der Schweizer von Beginn weg ratlos. Nichts, was er sich vor seinem zweiten Pariser Final vorgenommen hat, funktioniert. Er lässt sich Nadals Spiel aufzwingen, weit hinter die Grundlinie drängen, macht viele Fehler. «Stan you can!» versucht ein Fan ihn aufzumuntern. «Wir glauben an dich, Stan!», ein anderer. «Wawrinka, Wawrinka....» schallt es durch die Arena.
Auch Stans 7-jährige Tochter Alexia ist mit ihrer Mutter Ilham nach Paris gekommen. Wie schon vor zwei Wochen in Genf will sie ihren Papa auch hier inspirieren und siegen sehen. Die Versöhnung nach der Trennung von seiner Frau hat Stan gut getan, familiäre Spannungen scheinen beseitigt. Auch seine Freundin Donna Vekic sitzt in der Tribüne. Neben Stans Team um Magnus Norman, zu dem auch Fitness-Trainer Pierre Paganini gestossen ist.
Doch gestern nützt alles nichts. In 2 Stunden, 5 Minuten ist der Spuk vorbei. 5 Games. Weniger als Dominic Thiem (7), weniger als Robin Haase (8), weniger als Benoit Paire (6), die es früher in diesen zwei Wochen gegen den 31-jährigen Tennis-Torero versuchten. Ein Game mehr als Roger Federer, dessen 1:6, 3:6, 0:6 im Jahr 2008 noch eine gute Viertelstunde weniger lang dauerte.
«Ich war zu zögerlich», erklärt Stan später. Es liege an Nadal: «Er streut beim Gegner Zweifel. Und kannst du gegen ihn nicht komplett frei und aggressiv spielen, ist es schnell vorbei.» War er müde vom Fünfsätzer gegen Murray? «Nein, ich habe mich gut erholt.» Nervös? «Vor dem Match schon – aber als ich die Atmosphäre auf dem Court spürte, fühlte ich mich gut.»
Keine Ausreden, auch bei der Siegerehrung: «Rafa, ich kann dir nur gratulieren. Es ist eine Ehre gegen dich zu spielen.» Dann der Dank an die Pariser Menge: «Ihr sei der Grund, warum ich jetzt noch lächeln kann. Es tue ihm leid für sein Team. «Das war nicht, was wir uns erträumten. Aber ich danke euch, meiner Familie und meiner Tochter fürs Kommen.»
Dank Alexia wird Stan noch gestern Abend einen weiteren Grund zum Lächeln haben. Einen besseren Trost gibt es schliesslich nicht.