Wie stark hat sich Henri wirklich daneben benommen?
Sandro Della Piana, Vater von Henri Laaksonen (21): Ich bin nicht in Neuenburg, kenne deshalb den genauen Grund für die Suspendierung nicht. Ihm wird Respektlosigkeit und mangelnder Einsatz vorgeworfen. Henri hat mich angerufen, mir die Lage aus seiner Sicht geschildert und sich natürlich gerechtfertigt. Möglicherweise übertreibt er und hat tatsächlich Mühe, sich unterzuordnen – das muss jetzt alles im Detail abgeklärt werden. Aber zunächst muss er den Entscheid von Captain Severin Lüthi annehmen und akzeptieren.
Können Sie sich ein solches Verhalten Ihres Sohnes vorstellen?
Er hat zwei Seiten in sich. Einerseits ist er sehr ruhig, dann explodiert er schon mal. Mit 21 muss er noch viel lernen, das ist klar. Aber im Tennis will er immer alles 120 Prozent gut machen – mangelnder Einsatz passt eigentlich nicht zu ihm, so kenne ich ihn nicht. Vielleicht war er körperlich reduziert, unzufrieden mit sich selbst und ist deshalb nicht auf jeden Stoppball gelaufen. Aber im Davis-Cup-Team muss man an seine Grenzen gehen und sich unterordnen, das sollte er wissen.
Halten Sie die Strafe für gerechtfertigt?
Sie ist schon sehr hart. Ich weiss, dass sie Henri sehr weh tut, weil ihm das Team viel bedeutet. Aber ich will neutral bleiben, nehme ihn weder in Schutz noch verurteile ich ihn. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Lüthi keinen Grund hatte, diese Massnahmen zu ergreifen. Vielleicht wars ein Bauchentscheid – ob er richtig war, zeigt sich immer erst hinterher. Es wäre aber sinnvoller gewesen, den Konflikt nicht nach aussen zu tragen.
Was haben Sie Ihrem Sohn jetzt geraten?
Akzeptiere die Situation, hänge nichts an die grosse Glocke und bleib ruhig – aber suche das Gespräch mit den Beteiligten! Er hat wohl schon am Freitagabend bei Lüthi versucht, sich zu entschuldigen, wurde aber nicht angehört. Sie sollten das in zwei, drei Tagen besprechen, wenn sich alles gesetzt hat. Während dem Wettkampf sind alle viel zu angespannt.
Wie stark schadet dieser Eklat Henris Zukunft?
Er kann das nur mit guten Resultaten wiedergutmachen. Letztlich verläuft eine Karriere im Leistungssport so wie überall im Geschäftsleben: Nur Fleiss und Leistung zählen. Ohne Erfolg fällt man früher oder später durch die Maschen.