Murray erinnert sich an Massaker aus seiner Kindheit
«Wir teilten das Auto mit dem Massenmörder»

In einer Dokumentation erinnert sich Andy Murray an das Dunblane-Massaker, bei dem 16 Kinder starben. Der Tennis-Star war damals dabei und enthüllt jetzt: Er kannte den Täter.
Publiziert: 27.11.2019 um 11:14 Uhr
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Aktualisiert: 27.11.2019 um 12:49 Uhr
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In der Dokumentation «Andy Murray: Resurfacing» spricht der Tennis-Star über ein schockierendes Ereignis aus seiner Kindheit.
Foto: Getty Images
Stefan Meier

Es ist eines der dunkelsten Kapitel in der jüngeren britischen Geschichte. Am 13. März 1996 stürmte der 43-Jährige Thomas Hamilton in die Primarschule Dunblane in Schottland. Er erschoss 16 Kinder, einen Lehrer tötete dann sich selber.

Andy Murray war damals knapp 9 Jahre alt. Der Tennis-Star ist der berühmteste Sohn der Stadt. Er und sein ein Jahr älterer Bruder Jamie waren zu der Tatzeit in der Schule, versteckten sich und überlebten das Massaker. Doch wie Andy Murray jetzt verrät, kannte er den Täter gut.

«Wir kannten den Typen, gingen in seinen Kinderclub. Er war in unserem Auto, wir haben ihn am Bahnhof abgesetzt und so weiter», erzählt Murray, der damals knapp 9 Jahre alt war, in der Amazon-Dokumentation «Andy Murray: Resurfacing», die seinen Weg von der Hüftoperation zurück in den Tennis-Zirkus begleitet.

Murray hatte oft mit Angst zu kämpfen

Murray: «Ich denke, für alle Kinder, die dort waren, muss es schwierig gewesen sein.» Für ihn sei es am Ende aber sogar der Auslöser gewesen, wieso das Tennis für ihn so wichtig wurde.

Durch die schreckliche Tat habe Murray oft mit Angst zu kämpfen gehabt. Das Dunblane-Massaker war nicht das einzige, dass ihn als Jungen beschäftigte. Auch der Zerfall der eigenen Familie machte Murray zu schaffen.

«Innerhalb eines Jahres danach liessen sich unsere Eltern scheiden. Das war eine schwere Zeit für uns Kinder, zu sehen, was passiert, und es nicht ganz zu verstehen», erinnert sich Murray, der dann auch noch ohne seinen ein Jahr älteren Bruder auskommen muss. «Weitere sechs bis zwölf Monate später zog auch mein Bruder Jamie aus.» Der heutige Doppel-Grand-Slam-Sieger ging weg, um in Cambridge Tennis zu spielen.

«Wir haben alles zusammen gemacht, natürlich. Als er weggezogen ist, war das sehr hart für mich. Wenn ich an Wettkämpfen teilnahm, bekam ich sogar Atemprobleme.»

«Tennis war für mich ein Ausweg»

Doch das Tennis ist auch ein Ventil, um die Emotionen loszuwerden. «Ich habe das Gefühl, dass Tennis für mich in gewisser Weise ein Ausweg war», glaubt Murray. «Denn all das sind Dinge, die ich heruntergeschluckt habe. Wir reden nicht darüber – das sind keine Sachen, die man diskutiert.»

Die 32-Jährige Ex-Weltnummer-1 ist davon überzeugt, dass diese Hintergründe sich heute noch auf dem Platz widerspiegeln. «Die Art, wie ich mich auf dem Tennisplatz verhalte, zeigt positive und negative Seiten meiner Persönlichkeit. Und es zeigt Seiten, die ich hasse. Tennis erlaubt mir, das Kind zu sein, das so viele Fragen hat – deshalb ist es so wichtig für mich.»

Und damit sei das traumatische Erlebnis rund um das Dunblane-Massaker auch mit ein Grund, warum er sich nach seiner Hüft-Operation im Frühling nicht mit dem Ende der Karriere abfinden wollte. «Die Ereignisse in Dunblane sind offensichtlich ein Grund, warum Tennis so wichtig für mich ist.»

Die Tat

Die Tat in Dunblane ist bis heute das blutigste Massen-Erschiessung in der britischen Geschichte. Thomas Hamilton feuerte damals wahllos auf 5- bis 6-jährige Schulkinder – dies mit einer legal erworbenen Waffe. Dann tötete er sich mit einem Schuss in den Kopf selber.

Gegen den Täter lagen Beschwerden vor. Er soll Jungen in dem von ihm geleiteten Jugendklub halbnackt fotografiert haben. Zudem soll er bei den Pfadfindern Jungen gezwungen haben, während Bergwanderungen in seinem Lieferwagen zu schlafen.

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