Die letzten vier Frauen von Melbourne kassieren für den Vorstoss in die Halbfinals jetzt schon mindestens 675'000 Franken. Wer dann den Final verliert wird mit rund 1,5 Millionen Franken noch vergoldet. Die Siegerin kassiert das Doppelte. Da dürfen die TV-Nachtvögel auch von den Ladies doch einiges erwarten.
0:3 nach elf Minuten
Doch ab 01.11 Uhr war es von der Amerikanerin Madison Keys (22) auf Eurosport fast so etwas wie Arbeitsverweigerung. Nach elf Minuten lag die lustlos wirkende Nummer 17 des Turniers nach zwei Breaks bereits 0:3 gegen Angelique Kerber zurück. Nach 22 Minuten war der erste Satz weg – 6:1 für die in diesem Jahr schon zum 14. Mal erfolgreiche Melbourne-Siegerin von 2016.
«Ein leichtes Joggen»
Reporter Markus Theil musste diesmal nicht zittern, er versuchte verzweifelt etwas Spannung in die Partie zu bringen. Es gelang ihm natürlich nicht: «Ich will hier nicht von einem Spaziergang sprechen. Aber mehr als ein leichtes Joggen ist das nicht für Angelique. Sie kontrolliert jeden Ballwechsel.»
Der zweite Satz (6:2) dauerte mit 29 Minuten wenigstens sieben Minuten mehr als der erste. Ja, nach der 3:0-Führung der neuen Titelfavoritin kam Keys auf 3:2 heran. Spannung? Fehlanzeige. Die Rückhand der Amerikanerin blieb ein Wackelkandidat.
«Kampf gegen den Frust!»
Theil: «Mir tut die Keys jetzt einfach nur noch leid. Was soll man da als Reporter noch sagen? Die Kerber ist auch gedanklich immer einen Schritte voraus – und ihre Gegnerin kämpft am meisten gegen ihren Frust!«
Um 02.02 Uhr war die Strafaufgabe zu Ende. Theil: «Die deutschen Fans können sich jetzt beruhigt zurück ins Bett legen.»
Wir Nachtvögel mussten noch auf den letzten Frauen-Viertelfinal warten. Der stand nach dem mühsamen Herren-Spiel zwischen Dijokovic-Killer Hyeon Chung (Korea) und Thiem- sowie Wawrinka-Bezwinger Tennys Sandgren auf dem Programm.
Chung lässt Südkorea jubeln
Den beiden ungesetzten Spielern war die Müdigkeit nach ihren tollen Leistungen beim Australian Open klar anzusehen. Auf Eurosport tönte das so: «Der erst 21-jährige Asiate hat noch etwas mehr Energien, auch wenn seine Zauberbälle gegen Djokovic jetzt kaum noch zu sehen sind.» Nach 158 Minuten und 6:4, 7:6, 6:3 liess Chung, die Nummer 58 der Welt, ganz Südkorea vor den Bildschirmen jubeln.
Pliskovas Blitzstart…
Um 06.04 Uhr gings dann in der Rod Laver Arena wieder zu den Frauen. Auch beim letzten Viertelfinal stand es gleich einmal 3:0 (mit Breakbällen zum 4:0). Aber nicht wie beim Kerber-Match für die Favoritin, sondern für die als Nummer 6 gesetzte Tschechin Karolina Pliskova. Halep, die Nummer 1 der Welt, reagierte – und wie! Nach 37 Minuten hatte die Rumänin, die ohne einen Ausrüster angereist war (und die Klamotten kurzfristig in China bestellte) den ersten Satz 6:3 gewonnen.
Halep : Neun Punkte in Serie
Da hatte Halep (wie Wozniacki eine immer noch sieglose Grand-Slam-Gewinnerin) ihrer Gegnerin längst den Zahn gezogen, ging im zweiten Satz selbst mit 3:0 in Führung. Oder neun Punkte in Serie.
TV-Nachtvogel sagt um 07.15 Uhr ade
Pliskova schlich praktisch nur noch hilflos über den Platz, machte Fehler um Fehler, während die Rumänin beim 6:3, 6:2 fast mit einer weissen Weste in die Halbfinals spazierte… Um 07.15 Uhr. In lockeren 71 Minuten. Wenn Halep den Final erreicht, bleibt sie die Nummer 1 – ausser Wozniacki schlägt sie am Samstag!
Da jetzt kaum noch Spiele in der europäischen TV-Nacht aus Melbourne kommen, sagt der Nachtvogel für 2018 danke und ade.
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Australian Open, Übersicht
Frauen-Viertelfinals:
Halep - Pliskova 6:3, 6:2
Kerber - Keys 6:1, 6:2
Mertens - Switolina 6:4, 6:0
Wozniacki - Suarez 6:0, 6:7, 6:2
Männer-Viertelfinals:
Cilic - Nadal 3:6, 6:3, 6:7, 6:2, 2:0, w.o.
Edmund - Dimitrov 6:4, 3:6, 6:3, 6:4
Chung - Sandgren 6:4, 7:6, 6:3
Berdych – Federer 6:7, 3:6, 4:6