Martina Hingis, heute gibt es zur besten Sendezeit eine 90-minütige Dokumentation über Sie. Vom Wunderkind zum Weltstar. Was gibt es da zu sehen?
Martina Hingis: Es ist die Geschichte meines Lebens und die Geschichte meiner Karriere. Vieles ist auch Archivmaterial. Die Macher haben auch mit verschiedenen Weggefährten gesprochen. Auch mit Roger Federer. Das Projekt ist im letzten Februar gestartet worden. Es gab auch drei Drehtage bei mir zu Hause. Aber ich habe selber noch nicht alles gesehen und lasse mich überraschen. Und ich bin sehr gespannt auf das Echo.
Sie waren ein Wunderkind, bereits in frühen Jahren von Ihrer Mutter Melanie auf Erfolg getrimmt. Das gab damals in der Schweiz auch irritierte Reaktionen.
Natürlich wird auch das ein Thema sein, das ist ja irgendwie der Kern meiner Geschichte. Aber der Weg war erfolgreich. Und ich habe mit meiner Mutter bis heute ein herzliches und inniges Verhältnis.
Wo schauen Sie den Film
Ganz entspannt zu Hause mit meiner Familie.
Ende 2020 wurden Sie bei der Wahl zur besten Sportlerin der letzten 70 Jahre aufgrund Ihrer kurzen Dopingsperre übergangen. Da gab es auch gewisse Irritationen mit dem Fernsehen. Ist das ausgeräumt?
Es waren andere Personen, die das damals so entschieden haben. Darum habe ich bei diesem Dok-Projekt auch zugestimmt. Aber für die damalige Entscheidung fehlt mir immer noch das Verständnis.
Ist dieser Film jetzt eine verspätete Wertschätzung?
Das kann man so sehen.
Sie waren mit 16 Jahren die jüngste Siegerin der Australian Open. Jetzt ist das Turnier wegen Novak Djokovic seit Tagen im Gespräch. Was sagen Sie zu dieser Affäre.
Ich gehe davon aus, dass Novak mit der festen Überzeugung, dass er spielen kann, ins Flugzeug gestiegen ist. Was jetzt passiert, das ist einfach schade für das Tennis. Der Sport ist der Verlierer. Für Novak tut es mir leid, dass sein eh schon angekratztes Image weiter leidet.
Sie verstehen ihn?
Er hat sein eigenes Weltbild. Und da passt das Impfen nicht hinein. Dafür fehlt mir das Verständnis. Aber ich kenne ihn einigermassen gut. Und weiss, dass er grundsätzlich ein sympathischer und zugänglicher Typ ist. Er ist halt ein Exzentriker und trotzdem derzeit der beste Spieler der Welt.
Superstars gehen manchmal ganz eigene Wege.
Ja. Sonst wären sie vielleicht nicht da, wo sie sind. Grundsätzlich ist Djokovic ein guter Botschafter für das Tennis.
Wird er spielen können?
Das weiss ich nicht. Das wird man sehen. Aber ich weiss, dass die australischen Behörden bei der Einreise keinen Spass verstehen. Das habe ich schon am eigenen Leib erfahren.
Inwiefern?
Ich bin im Flughafen in Melbourne schon einmal wegen einem Apfel und einer Tafel Schokolade im Handgepäck am Zoll rausgefischt worden. Aber ich wurde nicht lange aufgehalten. Ich musste einfach den Apfel und die Schokolade abgeben.
Wie haben Sie eigentlich die Feiertage verbracht?
Wir wollten zum Spengler Cup, wie immer in den letzten Jahren. Weil keine Spiele stattgefunden haben, sind wir halt viel Ski gefahren, das erste Mal mit unserer Tochter Lia. Es war wunderbar.