Seine lautstarken «C'mons», die geballte Faust, das Feuer in seinen Augen. Gestern sind die Markenzeichen von Lleyton Hewitt (34) ein letztes Mal in einer der grössten Tennis-Arenen der Welt zu bestaunen. Nach der 2:6, 4:6, 4:6-Niederlage gegen David Ferrer stellt die ehemalige Nummer eins, die jüngste aller Zeiten, das Racket für immer weg.
«Ich bin stolz auf das, was ich in meiner Karriere erreicht habe.» Eine Karriere, die ihm 30 Titel, zwei Grand-Slam-Siege (US Open 2001 und Wimbledon 2002) und über 20 Millionen Dollar Preisgeld eingebracht hat. Die Zuschauer bereiten ihm einen würdigen Abgang: «Ich glaube nicht, dass ich je vor einem so aufgeladenen Publikum gespielt habe.»
Aufgeladen ist auch Hewitt. «Du bist ein verdammter Idiot. Genau darum denken alle Spieler von dir, dass du eingebildet bist», sagt der Australier zum Schiedsrichter Pascal Maria, weil der zwei Mal einen Fussfehler gibt. Das rüde Verhalten hätten ihm früher auch die Australier niemals verziehen. Aber die Zeiten haben sich geändert, zumal die neue Generation in Down Under um Nick Kyrgios wenig Sympathien geniesst.
Unangenehm wird es für Hewitt dann doch noch. Als er mit seinen Kindern auf dem Schoss ein letztes Mal Fragen beantwortet. Zum Beispiel was er zum Vorwurf sagt, er sei einer der 15 Spieler, die Spiele manipuliert haben sollen. «Es ist ein Witz, dass nun mein Name genannt wird. Ich denke nicht, dass irgendjemand das glauben kann. Es ist völlig absurd. Meinen Namen zu nennen, macht die ganze Sache zur Farce», verteidigt der «Streetfighter» seine Ehre.
Bisher galt Hewitt als Vorbild. Einer, der seinen Sport abgöttisch liebt. Ein Kämpfer am Rande des Wahnsinns. Bezeichnend, dass er mit 57 Fünfsatzspielen eine eindrückliche Marathon-Bestmarke gesetzt hat. Was bleibt, ist das Bild vom Krieger, der nervös am schweissnassen T-Shirt zupft, mit weit geöffneten Augen und verkehrt herum getragener Baseballkappe.
«Ich bin stolz, dass ich die Karriere unter meinen Bedingungen beenden konnte», sagt Hewitt. Nicht ganz. Es ist ein Abgang mit schalem Beigeschmack. Leider.