Alison Van Uytvanck ist zwölf Jahre alt, als die ersten dummen Sprüche kommen. Sie wird gehänselt und geschnitten. «Ich wurde von anderen Spielerinnen im Verband gemobbt», sagt die Belgierin heute. Der Grund: Sie fühlte sich zu Frauen hingezogen. «Das war eine harte Zeit. Ich war ja noch so jung. Mit 15 oder 16 wurde es mir dann egal – ich konnte damit leben», so Van Uytvanck.
Mittlerweile ist die Frau mit dem Super-Aufschlag 24 Jahre alt und die Nummer 51 der Welt. Bei den «Samsung Open» in Lugano spricht sie offen über ihre Homosexualität und ihre Beziehung zu Landsfrau Greet Minnen (20), ebenfalls eine Tennisspielerin. Ihr Ziel ist klar: Sie will anderen helfen, die in einer ähnlichen Situation. «Falls es junge Spielerinnen gibt, die auch lesbisch sind, sollen sie keine Angst haben, sich zu outen», sagt Van Uytvanck, «es ist keine Krankheit.»
Der Rotschopf aus der belgischen Bier-Stadt Grimbergen hofft, dass dies eines Tages alle so sehen – auch Margaret Court (75). Die australische Tennis-Legende, mit 24 Titeln Grand-Slam-Rekordhalterin, äusserte sich vor einem Jahr diskriminierend über Homosexualität, nannte Transgender-Kinder gar «Werke des Teufels». Ihre ehemalige Rivalin und bekennende Lesbe Billie Jean King (74) forderte im Januar darauf, den Stadion-Namen «Margaret Court Arena» bei den Australian Open zu löschen. Und: King meinte, sie würde sich als Aktive heute weigern, dort zu spielen.
«Das würde ich nicht tun», sagt Van Uytvanck. Schliesslich sei sie zum Tennisspielen da. Aber sie sagt auch ganz klar: «Was Margaret Court gesagt hat, war nicht sehr clever. Sie hat viele Leute verletzt.»
So oder so: Van Uytvanck steht darüber. «Jenen, die mich früher gemobbt haben, habe ich es gezeigt. Mein sportlicher Erfolg ist meine Antwort an sie. Vielleicht verstehen sie jetzt, welche Schmerzen sie mir zugefügt haben.»