Laver-Cup-Chauffeur erzählt
So wars in der Limousine mit Mirka Federer

Kinder-Talk mit Mama Mirka, fachsimpeln mit Robert Federer, lachen mit Ivan Ljubicic. Die grossartige Woche von Limousinen-Chauffeur Raymond.
Publiziert: 23.09.2019 um 15:00 Uhr
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Aktualisiert: 23.09.2019 um 21:20 Uhr
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Chauffeur Ray fährt in seinem Mercedes Spieler und VIP's am Laver Cup.
Foto: Sven Thomann
Cécile Klotzbach

Sie prägen seit Beginn letzter Woche das Genfer Bild. In der Innenstadt, vor den Spielerhotels, vor der Austragungsstätte und im täglichen Stau, der sich um die Palexpo-Hallen am Flughafen quält: die 70 Limousinen des Laver-Cup-Fahrdienstes.

Einer der 110 Chauffeure ist Raymond. Der Schwede mit libanesischen Wurzeln spielt selbst gerne Tennis, seine Nichte ist die schwedische Profispielerin Jacqueline Cabaj. Sein Einsatz für Arbeitgeber «Geneva VIP Activities SA», welche den grossen Auftrag für den Laver Cup stemmt, ist für ihn mehr Freude als Dienstpflicht.

«Die ganze Atmosphäre ist einfach sensationell», schwärmt er, «ich sehe und erlebe die Stars, Trainer, Ehefrauen und Legenden aus nächster Nähe und kann oft sogar ganz ungezwungen mit ihnen reden!»

Fachsimpeln mit Vater Federer über Elektrokarosse

Mit einem schweren Rucksack voller Anekdoten reist er am Sonntag Abend zurück nach Zürich. Bei einer Fahrt mit Rogers Eltern Lynette und Robert habe Vater Federer mit ihm über die Elektro-Karosse gefachsimpelt. Als im Tunnel ein Motorrad vorbeifuhr, habe er verschmitzt gesagt: «Den Sound höre ich eben schon auch gern!»

Sein eindrücklichstes Erlebnis der Woche sei die Fahrt mit Federer-Coach Ivan Ljubicic gewesen. «Er ist so sympathisch, sehr offen und der mit Abstand der Lustigste von allen», berichtet Raymond über den Kroaten, der seit seinem Engagement mit dem Schweizer Weltstar kaum je öffentlich geredet hat. «Ich glaube, Lubicic und seine Frau genossen es sehr, für einmal nur als Gäste dabei zu sein.»

Ray darf keine Interna ausplaudern

Auf den ersten Blick habe er gar nicht realisiert, dass Aida Ljubicic noch ein zweites Mal in seinem Auto sass. Und zwar mit Mirka Federer. Hüllt sich auch die Tennis-First-Lady sonst in eisernes Schweigen, so redete sie mit ihrer Freundin ungeniert drauf los. «Über Kinder, deren sportliche Aktivitäten und Hobbies, solche Dinge», sagt der 55-jährige Vater zweier Buben, «nur ganz allgemein, keine Familien-Interna.»

Und wenn doch, dann dürfte Ray diese auch gar nicht ausplaudern. Diskretion ist oberstes Gebot in diesem Job, der ihn auch an den offiziellen Gala-Abend geführt hat. Zwischen den Fahrten kam er in den gleichen kulinarischen Genuss wie die 500 geladenen Gäste und hörte in einem Nebenraum den Gesang der Operndiva Cecilia Bartoli.

Bei seiner letzten Fahrt am Donnerstagabend brachte er den Mann nach Hause, dem zu Ehren das ganze Spektakel überhaupt steigt: Rod Laver. «Ein ganz herziger, freundlicher alter Herr.»

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Die Tennis-Stars haben sich am Laver Cup in Genf in Schale geworfen.
Foto: Sven Thomann

Danach ging auch Raymond zu Bett, denn schon zum Morgengrauen am nächsten Tag musste er einen Unternehmer beim Helikopter-Landeplatz in Prangins (VD) abholen. «Eine andere Welt», sagt der Chauffeur lachend. Die erlebt er auch im Umgang mit den Hauptdarstellern letzter Woche, den Spielern. Beim 2,08-Meter-Riesen John Isner beeindruckt ihn am meisten die Erscheinung. «Meine Güte, ist der gross! Ich bin 1,85 Meter gross und musste trotzdem steil nach oben schauen.»

Stefanos Tsitsipas, dessen Mutter seit der gemeinsamen Fahrt stets von weitem grüsst, überzeugt Raymond charakterlich. «Er wollte vorne sitzen. An einer Ampel standen drei Teenager, die ihn im Auto erkannten. Obwohl grün wurde, forderte Tsitsipas mich auf, zu warten. Dann gab er ihnen Autogramme.»

Auch John McEnroe, dessen Bruder Patrick und Milos Raonic seien aus der Nähe ein Erlebnis gewesen. Noch lieber hätte unser Fahrer zwar Björn Borg getroffen. «Als Schwede war der natürlich mein grosses Idol!» Der einzige Wermutstropfen in einer unvergesslichen Woche.

Das meint BLICK zum Laver Cup

Die Bilanz der dritten Ausgabe des Laver Cup in Federers Heimatland: Eine Überdosis Werbung im Vorfeld. Ein Gigantismus, der zur beschaulichen Schweiz nicht ganz so passt wie nach Chicago. Aber ein gelungenes Tennis-Spektakel – mit ultimativem Staraufgebot, in Hochglanz-Qualität in die ganze Welt gestreamt.

Zu sehen sind Bilder mit Seltenheitswert. Nur diese Woche werden Tennis-Rivalen zu verschworenen Freunden. Wird Federer zum Coach seiner Gegner. Lassen Björn Borg und John McEnroe ihre frühere Rivalität aufleben. Zeigt der neurotisch an Hose, Nase und Ohren zupfende Rafael Nadal seine spitzbübische, liebenswerte Seite. 

Die Spieler zeigen hochklassiges Tennis und schütten dabei ihr Herz auf den Court. Die Fans sind dankbar, bescheren Gänsehaut-Momente. Unterhaltung? Absolut! Spannung? Bedingt, niemals vergleichbar mit einem Federer-Final in Wimbledon. Ob Europa oder die Welt gewinnt, ist den Zuschauern weniger wichtig als den Protagonisten. Diese wollen siegen – für Ehre, Prestige und ihre Idole.

Die Gesundheit riskieren sie beim Laver Cup aber nicht. Sowohl Nadal als auch Nick Kyrgios ziehen es am letzten Tag vor, ihre Energie nur auf der Bank zu nutzen. Und den Körper für die kommende Asien-Tour zu schonen.

Soviel zum umstrittenen Punkt der sportlichen Bedeutung. Sie ist kleiner als bei anderen ATP-Events. Dennoch hat der Laver Cup eine klare Daseinsberechtigung für die Zukunft. Dank anderer Werte: Liebe zum Sport, Inspiration durch Legenden, Teamgeist unter Einzelkämpfern. Er ist ein grosser Spass – genau, was sich die heutige Gesellschaft wünscht. (Cécile Klotzbach)

Die Bilanz der dritten Ausgabe des Laver Cup in Federers Heimatland: Eine Überdosis Werbung im Vorfeld. Ein Gigantismus, der zur beschaulichen Schweiz nicht ganz so passt wie nach Chicago. Aber ein gelungenes Tennis-Spektakel – mit ultimativem Staraufgebot, in Hochglanz-Qualität in die ganze Welt gestreamt.

Zu sehen sind Bilder mit Seltenheitswert. Nur diese Woche werden Tennis-Rivalen zu verschworenen Freunden. Wird Federer zum Coach seiner Gegner. Lassen Björn Borg und John McEnroe ihre frühere Rivalität aufleben. Zeigt der neurotisch an Hose, Nase und Ohren zupfende Rafael Nadal seine spitzbübische, liebenswerte Seite. 

Die Spieler zeigen hochklassiges Tennis und schütten dabei ihr Herz auf den Court. Die Fans sind dankbar, bescheren Gänsehaut-Momente. Unterhaltung? Absolut! Spannung? Bedingt, niemals vergleichbar mit einem Federer-Final in Wimbledon. Ob Europa oder die Welt gewinnt, ist den Zuschauern weniger wichtig als den Protagonisten. Diese wollen siegen – für Ehre, Prestige und ihre Idole.

Die Gesundheit riskieren sie beim Laver Cup aber nicht. Sowohl Nadal als auch Nick Kyrgios ziehen es am letzten Tag vor, ihre Energie nur auf der Bank zu nutzen. Und den Körper für die kommende Asien-Tour zu schonen.

Soviel zum umstrittenen Punkt der sportlichen Bedeutung. Sie ist kleiner als bei anderen ATP-Events. Dennoch hat der Laver Cup eine klare Daseinsberechtigung für die Zukunft. Dank anderer Werte: Liebe zum Sport, Inspiration durch Legenden, Teamgeist unter Einzelkämpfern. Er ist ein grosser Spass – genau, was sich die heutige Gesellschaft wünscht. (Cécile Klotzbach)

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