Einst war es eine innige Liebe – Roger Federer und der Davis Cup. Doch bald schon gab es Risse. Im April 2001 fordert er – als 19-jähriger Jüngling notabene – mit einer schriftlichen Erklärung ultimativ die Absetzung von Captain Jakob Hlasek. Er gewinnt den Machtkampf, Hlasek muss gehen.
Nach seinem Aufstieg an die Weltspitze verliert der Nationencup für Federer immer mehr an Bedeutung. Weil ein zweiter, echter Weltklassespieler im Einzel fehlt, glaubt der Baselbieter nicht daran, die Salatschüssel je gewinnen zu können. Immer wieder lässt er Begegnungen aus.
«Das Schweizer Tennis hat mehr davon, wenn ich in der Weltrangliste an der Spitze bin, als wenn ich im Davis Cup spiele», hatte Federer einst einen Verzicht erklärt. Zunächst stösst das auf Verständnis. Doch immer öfters hagelt es für Rogers Absagen heftige Kritik.
Zumal mit Stan Wawrinka ein Spieler auftaucht, der es schnell in die Top 20 der Welt schafft. Sich klar zum Davis Cup bekennt. Aber trotzdem kaum einen starken Gegner bezwingt. Erst im letzten Jahr ringt sich Federer durch, spielt alle Begegnungen – und holt mit der Schweiz erstmals den Davis Cup!
Nun ist die Luft draussen. Sowohl bei Federer als auch bei Wawrinka, der trotz vertraglicher Vereinbarung nicht in Belgien spielen wird. Schon die Absage für die Achtelfinal-Begegnung konnte niemanden überraschen. Ebenso wenig das Federer-Nein für die gesamte Saison.
Mit 33 Jahren und vier Kindern steht er im Herbst seiner Karriere. Er wird als grösster Schweizer Sportler aller Zeiten in die Geschichte eingehen. Und er hat – zusammen mit Stan Wawrinka, Severin Lüthi, Michael Lammer und Marco Chiudinelli – mit dem erstmaligen Davis-Cup-Sieg dem Schweizer Sport noch einmal eine Sternstunde geschenkt.
Dass er sich nun auf seine Einzelkarriere konzentriert, ist nachvollziehbar. Tennis ist und bleibt ein Einzelsport. Und sollte Federer im kommenden Jahr bei den Olympischen Spielen noch einmal Edelmetall für die Schweiz holen, wäre das weit wertvoller als ein gewonnenes Relegations-Spiel im Davis Cup.