Mit ungewohnter Verspätung erscheint Roger Federer (ATP 5) nach seinem Zwei-Satz-Sieg gegen Filip Krajinovic (ATP 103) zur Pressekonferenz. Auf die Frage, wieso er eine Stunde zu spät ist und ob alles in Ordnung sei, hat der Maestro eine einfache Begründung parat: «Ich habe meine Gegner ein wenig beobachtet und Zeit mit Freunden verbracht.»
Medwedew – variantenreich wie eine Frau?
Sein nächster Gegner heisst Daniil Medwedew (ATP 15). Der 23-jährige Russe gehört aktuell zu den wenigen Männern auf der Tour, die mit viel Abwechslung spielen. Sonst ist es fast nur bei den Frauen üblich, dass die grösste Waffe ein variantenreiches Spiel ist. Duelliert sich Federer also als nächstes quasi mit einer Frau?
Das sieht der Schweizer nicht so. «Medwedew spielt von weit hinten, kann die Bälle aber auch aus dem Feld heraus schlagen, das gibt ihm eine gewisse Vielfalt. Aber ansonsten spielt er für mich sehr flach.» Nichtsdestotrotz ist der Schweizer überzeugt, dass sein nächster Gegner ein cleverer Spieler ist.
Und Federer ist froh, hat er letztes Jahr in Basel und Shanghai gegen ihn gespielt, denn er ist sehr beeindruckt von dessen Fortschritten. «Das letzte Jahr war unglaublich für Medwedew. Er hat in den letzten sieben Monaten oder so drei Turniere gewonnen. Sehr beeindruckend!»
Federer musste Freundschaften opfern
Federer wird also gefordert sein, um mit seinem jungen Kontrahenten mitzuhalten. Welche Opfer musste der 37-Jährige bringen, dass er nach all den Jahren immer noch auf diesem hohen Niveau spielt? Die Schule, ist sich der Maestro sicher. Mit 16 Jahren war er damit fertig und wurde Tennisspieler. Hätte er nicht diesen Weg eingeschlagen, er hätte wohl weiter gemacht.
Denn so konnte er in der Zeit zwischen 16 und 20 Jahren keine Freundschaften schliessen. «Meine Freunde kommen von anderen Orten und aus anderen Lebensbereichen», begründet Federer. «Aber die Opfer waren es wert. Vielleicht würde ich es nicht wieder gleich machen, aber ich bin glücklich, habe ich diesen Weg gewählt. Und ich bin meinen Eltern dankbar, haben sie mir das alles ermöglicht.»
Der Achtelfinal in Miami zwischen Roger Federer und Daniil Medwedew findet in der Nacht auf Mittwoch statt.