Eine Niederlage, ein Sieg – so Roger Federers (ATP 5) Bilanz bis zu seinem dritten Match der laufenden Rasen-Saison. Und der Achtelfinal in Halle gegen den klassischen Serve- und Volleyspieler Mischa Zverev (ATP 29) ist freilich kein Match zum Einspielen und den Rhythmus finden. Kurze Ballwechsel, viele Netzpunkte, auch viele Fehler und ein paar Asse.
«Es ist recht schwierig gegen den Druck von Mischa, der viel angreift, zu spielen», sagt Roger danach, ist aber zufrieden: «Das war sicher mein bestes Spiel auf Rasen diese Saison. Ich hoffe, dass ich noch ein paar knappe Fehler weniger machen werde.»
Immerhin dauert das eineinhalbstündige 7:6, 6:4 lange genug, damit die zahlreichen erwartungsfrohen Fans in Halle auf ihre Kosten kommen. Allein der erste Satz geht 53 Minuten – das sind 13 Minuten länger als das gesamte letzte Duell zwischen dem Schweizer und dem Älteren der beiden Zverev-Brüder. Das nämlich endete 2013 in Halle in der Höchststrafe für den Deutschen: Roger siegte 6:0, 6:0 – es war die eine von insgesamt zwei Brillen, die er einem Gegner auf der Tour aufsetzte. Und mit 40 Minuten die kürzeste Partie der Turniergeschichte.
Auch wenn es 2017 nicht ganz so klar ausgeht: Federers Bilanz gegen Mischa Zverev, dem er nicht einen Breakball zugesteht, bleibt makellos: Sie lautet jetzt 4:0 – in sämtlichen Begegnungen hat der Schweizer noch keinen Satz verloren.
So darf es für den achtfachen Halle-Champion auf seiner Mission «s’Nüni» weitergehen! Zum 15. Mal steht er in den Viertelfinals seines ostwestfälischen Lieblingsturniers. Und dieser Sieg hat erst noch einen weiteren angenehmen Nebeneffekt: Dank ihm ist Federer in Wimbledon als Top-4-Star gesetzt und geht so einem möglichen Viertelfinal-Duell mit Murray, Djokovic oder Nadal aus dem Weg. Die Weltnummer 5 profitiert davon, dass die das Londoner Grand-Slam-Turnier eine eigene Setzliste macht, welche die Rasen-Reslutate berücksichtigt.
Guten Mutes dürfte es für Federer nun aber vorerst in Halle weitergehen. Am Freitag trifft er auf Florian Meyer, der nur noch die Nummer 134 der Welt ist. Der Deutsche ist hier zwar Titelverteidiger und hat zuvor Stuttgart-Sieger Lucas Pouille (Fr) aus dem Turnier geworfen. «Er weiss also, wie man in Halle gut spielt», warnt Roger. Dennoch: Auch gegen Mayer hat er eine makellose Bilanz – 7:0-Siege und nur einen Satz verloren. Und in Wimbledon winkt beim Rogers neuntem Halle-Turnier-Sieg Platz 3.
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Das sagt Federer ...
... zur Top-4-Setzliste in Wimbledon: «Punkto Ranking läufts mir dieses Jahr gut. Anfang Jahr hatte ich die Top-8 für Wimbledon als Ziel - diesen Druck konnte ich mir schon in Miami nehmen. Aber ob 4 oder 5 in Wimbledon - das ändert ehrlich gesagt nichts für mich. VIelleicht ist Nadal auf der anderen Seite. Aber ist das in der 2. Woche eines Grand Slam wirklich wichtig? Ich denke nicht.»
... zur Rasen-Form: «Ich habe noch nie so viel trainiert auf Rasen wie dieses Jahr. Schon während der ersten Woche in Roland Garros, zwei Wochen vor Stuttgart. Dann hatte ich nach Stuttgart noch viel Zeit dafür. Ich fühle mich also besser denn je vorbereitet - auch wenn ich noch nicht so viele Matches gespielt habe.»
... zu Florian Mayer: «Auf Rasen ist er am gefährlichsten. Dazu ein Halle-Champion, der es hier so sehr wissen will. Letztes Jahr gewann ich nur 7:6, 7:6. Ausserdem spielt er anders als alle anderen, die ich in letzter Zeit getroffen habe.»
... zur Angst davor, zum dritten Mal gegen einen so tief klassierten Spieler zu verlieren? «Ich verliere lieber gegen solche Spieler als gegen Top-10-Vertreter. Denn auf die trifft man dann noch oft und man geht mit einem schlechten Gefühl in diese Matches.»