Mit dem Turniersieg in Dubai hat sich Belinda Bencic (WTA 23) wieder zur Tennis-Elite hochgearbeitet. Als Weltnummer 23 ist sie in Indian Wells gesetzt, genoss ein Freilos und wirkt entsprechend selbstbewusst und wach, als sie zu ihrem Zweitrunden-Auftaktmatch gegen die 28 Plätze schlechter klassierte Alison Van Uytvanck schreitet.
Gleich im ersten Game setzt die Ostschweizerin ein Zeichen. Breakt ihre Gegnerin mit vier brillant herausgespielten Punkten. So darf es weitergehen – geht es aber nicht. In Game 2 sucht Belinda verzweifelt ihren Service, produziert gleich drei Doppelfehler und kassiert das Re-Break. Bald lässt die Belgierin ihre Qualitäten aufblitzen, die sie durchaus gefährlich machen: variables Spiel, ultraflache Bälle mit der Vorhand, viel Slice in der Rückhand.
«Keine Zauberei»
Nach ersten Frustrationsausbrüchen kommt beim Seitenwechsel Coach Ivan zu seiner temperamentvollen Tochter auf die Bank. Was nur kann ein Papa nach drei Games schon sagen? «Nichts Dramatisches, keine Zauberei», erklärt Ivan Bencic BLICK nach der Partie. «Sie haderte etwas mit sich selbst, weil der Platz langsamer als die Trainingscourts war und die Bälle nicht gleich flogen. In solchen Momenten braucht sie einfach jemanden, mit dem sie reden kann. Ich sagte ihr, sie solle sich auf sich selbst konzentrieren, die Bälle etwas schneller machen – solche Dinge halt.»
Die On-Court-Beratung bringt zunächst auch nicht mehr Konstanz in den Spielverlauf. Break, Re-Break, Break bis zum 5:4 – dann aber serviert Belinda endlich zum 6:4-Satzgewinn. Und mit dieser Absicherung im Rücken lässt sie nicht mehr viel anbrennen. Den zweiten Satz beendet sie ohne Umwege 6:1 nach insgesamt 73 Minuten Spielzeit. In der nächsten Runde trifft Bencic auf die Russin Jekaterina Alexandrowa (WTA 59), die überraschend Caroline Wozniacki (WTA 13) in drei Sätzen bezwingen konnte.
Zum alten Tennis zurückgefunden
«Sie hat wieder das volle Selbstvertrauen», zieht Vater Bencic eine erste Bilanz. Im Moment passe wieder alles zusammen: die Team-Konstellation, ihre Ausgeglichenheit im Leben, sie sei fit und habe wieder zu ihrem alten Tennis zurückgefunden. Auch dank der Rückkehr zum Vater, dem die aktuelle Situation ebenfalls passt. «Ja, nachdem ich nun zwei Jahre lang mit meinem Sohn Brian unterwegs war und ihm auf den Wecker gegangen bin, hat sich bei uns nichts verändert.
Alles wie früher also? Nein, das dann doch nicht ganz, so Bencic: «Die alte Belinda gibt es nicht mehr. In jeder Phase des Lebens werden die Karten wieder neu gemischt. Vorher war sie 18 und unbeschwert. Jetzt ist Belinda 22, sie ist erwachsen.»
Das ist sie übrigens auf den Tag genau – heute, Sonntag, hat sie Geburtstag. «Das habe ich fast vergessen», sagt sie nach getaner Arbeit lachend. Wie sie feiern will? «Mit Kuchen! Viel wilder kann ich während eines Turniers ja gar nicht tun.» (SDA)