Die Grossen helfen den Kleinen. Mit diesem simplen Prinzip will ATP-Spielerratspräsident Novak Djokovic nach Rücksprache mit Roger Federer und Rafael Nadal einen Hilfsfonds für schlechter klassierte Tennis-Spieler einrichten. Diese verdienen in der Corona-Krise kein Geld, ihre Karrieren stehen auf der Kippe.
Die Initiative wird grundsätzlich positiv aufgenommen. Doch es gibt auch Kritik. Der australische Tennis-Profi John Millman findet, dass so eine Hilfe längst überfällig sei. Auf Twitter fragt er, warum die Spieler nicht schon viel früher unterstützt wurden.
«Hätte mehr verteilt werden müssen»
«Wenn die Sorge ist, den Rängen 250 bis 700 zu helfen, warum war eine weltweite Pandemie nötig, um das zu verstehen?», schrieb Millman. Der 30-Jährige ergänzt: «Über all die Jahre, in denen die Preisgelder am oberen Ende gestiegen sind, hätte insgesamt etwas mehr verteilt werden müssen.»
Zwar sind vor allem beim den grossen Turnieren die Preisgelder für die Verlierer der ersten Runden zuletzt prozentual stärker angehoben worden. Doch zu wenig, glaubt Millman. Er sei schon immer unzufrieden gewesen mit der ungerechten Verteilung. «Weil ich auch die unteren Ebenen durchlebt habe.»
Millman ist derzeit die Nummer 43 der Welt. Nach den Plänen von Djokovic und Co. würde er zu einer Spende von 10'000 Dollar aufgefordert. Nach einem vordefinierten Verteilschlüssel sollen die Tennis-Stars in den Top 100 spenden. Dank zusätzlicher Unterstützung durch die ATP und die Grand-Slam-Turniere sollen 4 Millionen US-Dollar zusammen kommen.
Wer soll profitieren?
Profitieren sollen die Spieler auf den Rängen 250 bis 700 des Rankings. Jeder von ihnen soll 10'000 US-Dollar erhalten. Doch auch das sorgt teilweise für Kritik.
Die aktuelle Weltnummer 700 Dominik Böhler etwa gewann 2019 ein Preisgeld von knapp 7500 Dollar. «Ein Scheck über 10'000 Dollar ist für diese Jungs wie Weihnachten», schreibt der britische Ex-Spieler Mark Petchey auf Twitter. Ausserdem fragt er sich, was mit ehemaligen Top-Spielern passiert, die im Ranking abgestürzt sind: «Erhält jetzt auch Jack Sock 10'000 Dollar?» Das Problem: Sock ist noch die Nummer 389 der Welt, war aber einst in den Top 8. In seiner Karriere hat er über 10 Millionen Preisgeld gewonnen. (sme)