Mit Siegen auf dem Court kann Roger Federer aktuell nicht für Schlagzeilen sorgen. Aber der Maestro beweist, dass er sich auch ohne Racket in der Hand Gedanken um seinen Sport macht. Er will nicht nur dafür sorgen, dass Spieler, deren Existenz aufgrund der Corona-Krise bedroht ist, Unterstützung erhalten, sondern gar den gesamten Tennis-Sport neu organisieren.
«Ich frage mich... bin ich der einzige, der denkt, dass es jetzt an der Zeit ist, dass das Männer- und Frauentennis vereint werden?», schreibt der 38-Jährige auf Twitter. Ihm schwebt dabei nicht eine Fusion des Spielbetriebs vor, sondern der Führungsgremien. Die Begründung dafür liefert der Maestro gleich selber. Denn für viele Fans sei es verwirrend, dass sich die Logos, Homepages und Turnier-Kategorien der beiden Profi-Touren unterscheiden.
Idee gibt es seit den 70er Jahren
Damit löst Federer eine Lawine aus. Von vielen Seiten erhält er Lob für diese Idee, die dank ihm endlich Gehör findet. Bereits vor Wochenfrist hat der ATP-Vorsitzende Andrea Gaudenzi gegenüber dem «ATP Tennis Radio» betont, dass eine engere Zusammenarbeit Thema sei. Und die zwölffache Grand-Slam-Siegerin Billie Jean King ist sogleich Feuer und Flamme. «Ich stimme zu und sage dies seit den frühen 1970er-Jahren», antwortet die 76-Jährige. «Eine Stimme, Frauen und Männer zusammen, das war lange meine Vision fürs Tennis. Ich bin froh, sind wir auf derselben Seite. Machen wir es möglich.»
Auch die aktuellen Top-Spielerinnen wie Petra Kvitova oder Simona Halep bekräftigen den 20-fachen Grand-Slam-Sieger in seiner Idee, ebenso Rafael Nadal. «Es wäre grossartig, mit der Vereinigung des Männer- und Frauentennis zu einer Organisation aus dieser Weltkrise herauszukommen», meint der Spanier.
Kyrgios tanzt aus der Reihe
Nur einer tanzt wieder einmal aus der Reihe: Nick Kyrgios. Der Australier, der gerne seine Meinung offen kund tut und immer wieder mit seinem unsportlichen Verhalten und anderen Eskapaden für Schlagzeilen sorgt, fühlt sich offenbar hintergangen. Auf Federers Frage, ob er der einzige mit diesem Gedanken sei, antwortet er mit einem trockenen «Ja». Kyrgios meint nicht nur, dass eine Fusion kein Thema sein sollte, sondern führt auch aus, wieso er das so sieht: «Hat jemand die Mehrheit der ATP gefragt, was sie von einer Fusion mit der WTA hält und wie gut das für uns ist?»
Im Gegensatz zu Federer erhält Kyrgios für seine Kritik keine Zustimmung. Während keiner seiner Tennis-Kollegen auf die Aussage reagiert, hagelt es vor allem von den Fans negative Antworten. (bir)