Nur gerade knapp eine Stunde bekommen die Zuschauer Roger Federer (34) bei seinem 6:1, 6:2-Sieg gegen Michail Kukuschkin (27, ATP 64) zu sehen. Dabei sind die 9200 in der bis auf den letzten Platz gefüllten St.-Jakobs-Halle nur für ihn gekommen.
Sie werden entschädigt mit einem witzigen Platzinterview, in dem Federer mit seinem Schalk zu überzeugen weiss. Ob er Krafttraining gemacht habe, will SRF-Experte Heinz Günthardt (56) wegen eines 208-km/h-Aufschlags wissen. Roger verneint: «Ich trainiere für den Strand.»
Dass die meisten Zuschauer seinetwegen gekommen sind und mit «nur» 54 Minuten Tennis etwas schlecht wegkommen, sieht er gelassen. «Klar, schaue ich mal auf die Uhr: Und einmal dachte ich: ‹Okay, wenn es so weitergeht, sind wir in etwas mehr als einer halben Stunde durch.› Aber am Ende sehen es die Zuschauer ja auch lieber, wenn ich schnell gewinne, als dass ich am Ende extra noch eine Ehrenrunde einlege fürs Publikum.»
Dass viele, die seinetwegen gekommen sind, nicht voll auf ihre Kosten kommen, ist auch selbst verschuldet. Es ist auffällig, wie viele Fans sich darauf konzentrieren, ein Foto oder ein Video von Federer zu machen.
Ihn stört das nicht: «Das muss jeder für sich selber entscheiden.» Er versuche, möglichst wenig auf sein Handy zu schauen. «Wenn ich Zeit mit meinen Kindern verbringe, schaue ich, dass ich nicht die ganze Zeit am Telefon bin, und geniesse, was passiert. Ich versuche, mir das einzuprägen, weil ich sonst das Gefühl habe, dass ich die besten Momente verpasse.»
Die Stimmung sei aber wie immer fantastisch gewesen. «Ich habe das Gefühl, die Leute hatten immer noch eine Hand frei zum Klatschen.»
Hoffentlich haben sie am Donnerstag wieder Grund dazu. Dann trifft Federer in den Achtelfinals auf den Deutschen Philipp Kohlschreiber (32, ATP 32). Zwar gewann Roger alle zehn bisherigen Duelle, aber zuletzt in Halle erst im Tiebreak des dritten Satzes.