Einmal schoss er einen Balljungen ab. Ein anderes Mal wurde er bei den Australian Open wegen diverser Mätzchen disqualifiziert. Und der Satz «You cannot be serious!» («Das kann nicht dein Ernst sein») hat es sogar zu Kultstatus geschafft. Die Rede ist von John McEnroe.
Heute ist der siebenfache Grand-Slam-Sieger ein gefragter TV-Experte und als solcher auch bei den Australian Open. Und offenbar ist der heute 56-jährige John McEnroe auf seine alten Tage hin gemässigter geworden. Plötzlich tritt er sogar als Tennis-Sittenwächter in Erscheinung.
Seine amerikanische Landsfrau Madison Keys (20) leidet bei ihrer 6:3, 3:6, 6:3-Niederlage gegen die Chinesin Zhang Shuai (27) ab dem ersten Satz mit einer Verletzung an den Adduktoren. Ein aussichtsloser Kampf, das weiss auch Keys. «Motherfucker» bricht es aus ihr heraus.
Es ist nicht der einzige Kraftausdruck, der in einem dramatischen Spiel. «Halten Sie sich jetzt die Ohren zu», sagt Sittenwächter John McEnroe. Um anzufügen: «Wenn Sie Lippen lesen können, wissen Sie, was Madison gerade gesagt hat...» Keine schönen Worte.
Aufgeben kommt für Keys nicht in Frage. «Das hasse ich. Ich wollte das nicht einer Gegnerin antun, die versucht, in die Viertelfinals einzuziehen.» Mit Schmerzen und unter Tränen schleppt sie sich vom Platz. «Für meine Enttäuschung gibt es keine Worte.» Auf dem Feld klang das noch anders.
Zhang Shuai schreibt dafür munter an ihrem China-Märchen weiter. Die Qualifikantin rechnete damit, dass sie nach den Australian Open ihre von Verletzungen geprägte Karriere beenden würde und flog deswegen sogar ihre Eltern ein. Jetzt steht sie bereits in den Viertelfinals.