Günthardt analysiert Schweizer Abschneiden in Paris
«Mit Federer sind wir halt sehr verwöhnt»

Für SRF hält Tennis-Experte Heinz Günthardt (59) in Paris die Stellung. Und ist nicht überrascht, dass er schon nach der 2. Runde keine Matches mit Schweizer Beteiligung mehr kommentiert.
Publiziert: 02.06.2018 um 08:57 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 05:12 Uhr
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TV-Experte und Fed-Cup-Captain Heinz Günthardt.
Foto: KEY
Cécile Klotzbach

Heinz Günthardt, wie interpretieren Sie das frühe Out sämtlicher Schweizer in Roland Garros?
Es kam nicht überraschend, bei den vielen Verletzungen unserer Spieler. Die Schweiz ist ja eh keine grosse Tennisnation, was die Anzahl Spieler angeht. Vergleichen Sie das mal beispielsweise mit den Franzosen! Wir haben einfach das Glück mit ein paar Superstars in unseren Reihen. Mit Roger Federer, Stan Wawrinka, Belinda Bencic und Timea Bacsinszky, die zweimal die Halbfinals in Paris erreicht hat, sind wir sehr verwöhnt!

Rücken Schweizer Talente nach?
Wir werden immer eine kleine Nation bleiben. Aber ja, wir haben wieder ein paar Junge, die das Potenzial haben, eines Tages an Grand-Slam-Turnieren gut zu sein. Aber Namen nennen ist schwierig – es kommt sehr darauf an, wie die sich in den nächsten Jahren entwickeln.

Das SRF-Duo Heinz Günthardt und Stefan Bürer muss ohne Schweizer Beteiligung weiter kommentieren.
Foto: Sven Thomann|Blicksport

Auch Bencic ist mit 21 ja noch jung...
Absolut! Und selbst Timi ist mit 29 noch jung. Vorausgesetzt sie ist mal längere Zeit gesund. Belinda hat noch viel vor sich. Sie konnte in den letzten Monaten ja gar nie regelmässig trainieren. Dadurch sind ihre Schläge unsicher. Ihre Fussverletzung hat Einfluss auf die Beinarbeit, die Muskulatur bildet sich zurück. Und die Bewegung auf dem Court ist im Training nur schwer zu simulieren. Bei dieser Vorbereitung ist ihr Ausscheiden in Paris absolut normal.

Sieht es auf Rasen für Bencic besser aus?
Definitiv besser als auf Sand, das ist klar. Es ist wichtig, dass sie vor Wimbledon noch kleinere Turniere spielt. Ihre Bewegungen sind dort besser, dazu kommt die psychologische Voraussetzung nach ihren Erfolgen auf Rasen. Und die Zeit, die sie jetzt schon in Paris auf dem Platz stand. Was sie da drei Stunden in der ersten Runde leistete, war ja grossartig.

Roger Federer hat 20 Major-Titel gewonnen.
Foto: freshfocus

Was braucht sie jetzt am nötigsten?
Matchpraxis, am besten sechs Monate am Stück. Dafür sollte sie unbedingt gesund bleiben. Die Regelmässigkeit gibt ihr dann wieder Sicherheit und Selbstvertrauen. Und zu ihrem Physio und Konditionstrainer braucht sie bald wieder einen Coach, der regelmässig mit ihr arbeitet. Für sie ist ein konstantes Team jetzt wichtig. 

Warum eigentlich nicht Sie?
Ich? Nein, ich habe eigentlich nie im Leben 40 Wochen pro Jahr als Trainer arbeiten wollen. Dafür bin ich auch nicht mehr jung genug. Mit Steffi Graf war es mal so, aber schon mit Ana Ivanovic wurde dies zum Problem. Es ist immer das Gleiche: Man macht maximal 25 Wochen im Jahr ab, dann sind es allein in der Vorbereitung schon 16 Wochen...

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