Auch im Feiern sind Stan Wawrinka, Roger Federer, Marco Chiudinelli, Michael Lammer und Severin Lüthi Weltmeister. «Die Chance, dass wir heute Nacht noch mehr Alkohol trinken, ist sehr gross», sagte Wawrinka drei Stunden nach dem Triumph am Sonntag. Doch bis das Team den sporthistorischen Erfolg unter sich feiern kann, vergehen weitere sechs Stunden. Das offizielle Diner mit der französischen Delegation, die sich durch den Abend quälen muss, endet erst um Mitternacht. Danach ziehen sich die glücklichen Tennis-Helden in ihr Fünf-Sterne-Hotel Hermitage zurück, wo im gemieteten Saal gefeiert wird. «Wir waren sicher bis fünf Uhr wach», verrät Marco Chiudinelli am nächsten Tag.
Mit der Salatschüssel treffen die Champions nach der Landung in Genf am Nachmittag um 16.15 Uhr auf der Place de la Navigation in Lausanne ein. Beim offiziellen Empfang zu Ehren von Stan Wawrinka lassen über 10 000 Fans unsere Tennis-Nati hochleben. «Es ist unglaublich, dass Roger dafür an Lausanne gedacht hat. Ich hätte nie geglaubt, dass so viele Leute kommen», so der Romand.
Dieser Moment gehört nur ihm. «Wir wollten etwas Spezielles, vor allem für Stan. Er war der beste Spieler an diesem Wochenende, der Schweizer Held», ehrt Federer seinen Freund. Auch für die Lichtgestalt im Welttennis ist der Davis-Cup-Titel etwas Besonderes: «Dass ich das im Team erleben darf, ist der Hammer. Das waren wohl die verrücktesten 24 Stunden meiner Karriere!»
Während Michael Lammer schweigt und geniesst, greift Marco Chiudinelli zum Mikrofon und heizt den rot-weissen Anhängern ein. Besondere Ovationen fordert er für Severin Lüthi. Stan schliesst sich an: «Wir haben den Pokal auch für ihn geholt.» Der Captain ist gerührt. Dass seine Crew nach dem historischen Erfolg das Schiff verlässt, befürchtet er nicht. «Wir spielen weiter! Aber jetzt wollen wir diesen Sieg feiern und unsere Ferien geniessen.» Auch Federer setzt schon die Segel: «Im nächsten Jahr greifen wir wieder an!»
Erst im Teambus finden die Stars etwas Ruhe für ein Interview mit SRF für die «Sport Lounge». Um noch einmal abschliessend alle Zweifel über Unstimmigkeiten auszuräumen, outet sich Stan als grosser Federer-Fan. «Ich habe alle Trikots von ihm gesammelt ...»
Danach zogen sich die beiden Freunde zu ihren Familien zurück. Zum Feiern? «Nein, das wird eher ruhig werden», so Stan. «Ich hoffe, dass es zu Hause noch ein Fondue gibt», sagt Roger. Von Fois gras hat er vorerst genug.