Das Leben als Tennis-Profi kann langweilig und einsam sein. Immer die gleichen Städte, die gleichen Turniere, die gleichen Hotels, die gleichen Fragen – immer weit weg von Zuhause. Wichtigstes Hilfsmittel, um auf andere Gedanken zu kommen, ist das Smartphone.
Noch auf dem Platz zückt Titelverteidiger Stan Wawrinka (31) nach seinem Auftaktsieg bei den French Open das Handy. Mit seinen Anhängern schiesst er Selfies, dann dreht er sich mit herausgestreckter Zunge einmal um die eigene Achse und dreht ein Video. Dieses landet auf Snapchat.
Stan, der Teenie-Held
Das kommt vor allem bei den ganz jungen Anhängern an. Denn über die Hälfte der 200 Millionen Nutzer weltweit sind unter 24 Jahre alt. Stan Wawrinka, der Teenie-Held. Snapchat ist eine App für Handys und Tablets, die es ermöglicht, Bilder und kurze Videos direkt an Freunde oder an alle Nutzer zu versenden.
Täglich werden über 720 Millionen Bilder und Videos mit der App verschickt. Der Clou: Der Versender kann bestimmen, wie lange die Bilder für den Empfänger sichtbar sind. Alle Beiträge sind für maximal 24 Stunden sichtbar. Die Bilder und Videos können mit kurzen Texten, Stickern und Filtern bearbeitet werden. Gespeichert werden können sie nicht, allerdings besteht die Möglichkeit, Screenshots anzufertigen, der Sender wird darüber aber informiert.
«Es ist ein guter Weg, mit meinen Fans zu kommunizieren. Ich kann ihnen so etwas geben, ohne zu viel von mir preiszugeben», erklärt Stan Wawrinka (31), wieso er seit knapp zwei Monaten bei Snapchat ist. Dort zeigt der Romand Dinge, die sonst im Verborgenen bleiben, Einblicke in seinen Tagesablauf. Fast immer unterlegt er seine Beiträge mit seinem eigenen Filter. Dieser zeigt «Stan The Man», den French-Open-Champion vom Vorjahr, in seiner karrierten Hose und der legendären Siegerpose – mit dem an die Schläfe angelegten Zeigefinger.
Wawrinka, der Widersprüchlich
Facebook, Twitter, Instagram und nun Snapchat. Unter den Tennis-Spielern ist Stan Wawrinka auf den sozialen Netzwerken ein Vorreiter. Einerseits erstaunt das, denn erst kürzlich verriet er im Interview mit der Westschweizer Zeitung «Le Matin Dimanche», dass er sich, wenn er einmal für längere Zeit in der Schweiz ist, gerne einmal in seinem Haus verkriecht und die Öffentlichkeit meidet.
Andererseits sind diese Netzwerke so ausgelegt, dass Wawrinka steuern kann, was er preisgeben will. «Was ich an Snapchat liebe ist, dass ich mich nicht gegen gemeine Kommentare wehren muss», sagt die Amerikanerin Serena Williams (34), neben Wawrinka die prominenteste Nutzerin im Tennis-Zirkus.
Nach seinem hart erkämpften Sieg gegen den Tschechen Lukas Rosol posiert Wawrinka mit seinen Anhängern für Selfies. Geduldig erfüllt er jeden Autogrammwunsch, obwohl er gerade über drei Stunden auf dem Platz stand und kurz davor stand, als erster Titelverteidiger in der Geschichte der French Open im Folgejahr bereits in der Startrunde auszuscheiden.
Bei der Massage, beim Essen, in der Kabine
«Ich versuche, den Fans immer etwas zurückzugeben, ihnen eine Unterschrift zu geben, wenn ich Zeit dafür habe. Vor allem für die Kinder nehme ich mir gerne Zeit. Es ist schön, zu sehen, wie glücklich sie das macht», sagt der Vater einer 6-jährigen Tochter. Dann winkt Wawrinka noch einmal in die Fernsehkameras und ins Publikum und verschwindet im Bauch des Hauptplatzes, des Philippe Chatrier.
Er begibt sich zur Massage, zu Medienterminen und irgendwann später zum Essen. Und durch Snpachat gibt der 31-Jährige vor allem seinen jungen Anhängern Einblicke in eine Welt, die sonst im Verborgenen bleibt. Bis am nächsten Sonntag will Wawrinka uns noch mit Bildern und Videos aus Paris versorgen. Denn dann findet bei den French Open der Final der Männer statt.
Übrigens: BLICK Sport ist ebenfalls auf Snapchat. Suchen Sie nach «blicksport» und schauen Sie unseren Reportern, Fotografen und Videojournalisten bei ihrer Arbeit über die Schultern.