Wegen seines frechen Mundwerks, der flegelhaften Art und zuweilen unprofessionellen Einstellung hatte Aussie Nick Kyrgios selbst im eigenen Land nicht den besten Ruf. Das hat sich nun ziemlich geändert: Einerseits wegen seines leidenschaftlichen Engagements für die Opfer der Buschbrände, die auch seine Heimat Canberra verwüsten. Zum anderen, weil er hier in Melbourne viel Willen zeigt, sein riesiges Talent endlich einmal nicht zu verschleudern.
Mit viel Vorfreude wird in Australien denn auch der heutige «Night Session»-Achtelfinal erwartet: Kyrgios (ATP 26) gegen Weltnummer 1 Rafael Nadal – das bislang wohl aufregendste Match des Turniers. Auch, weil viel Würze in der Beziehung der beiden liegt, die kein Geheimnis draus machen, dass sie sich nicht so mögen. Rafa bemängelt Nicks lockere Haltung, Nick Rafas krampfhaften Ehrgeiz.
Auch wegen Nadals Ticks – etwa vor dem Service, wenn der Spanier ständig an sich herumzupft – nimmt Kyrgios den Mallorquiner aufs Korn. In der Zweitrundenpartie gegen Gilles Simon (6:2, 6:4, 4:6, 7:5) äfft er ihn sogar auf dem Platz nach (siehe Video oben).
Allerdings: Der Respekt scheint mittlerweile beidseitig gestiegen zu sein. «Auf einen der Grössten im Heim-Slam zu treffen, ist verdammt cool», freut sich Kyrgios, der auf Hartbelag 2:1 gegen Nadal führt (Total-Bilanz 3:4). Ob er Rafa immer noch nicht möge, wird der Lokalmatador gefragt. Die Antwort ist versöhnlich: «Ich kenne ihn ja nicht wirklich, ich sagte nie, ich möge ihn nicht. Bestimmt ist er okay. Ich habe auch gelesen, dass er denkt, ich sei gut für den Sport.»
Nadal bestätigt – unter der Bedingung, dass Kyrgios gutes, leidenschaftliches Tennis spielt. «Dann tut er der Tour gut. Macht er das andere Zeug, dann nicht.»