Roger Federer bekommt es nach Auftakt-Gegner Mannarino auch im zweiten Match von Wimbledon mit einem Franzosen zu tun: dem alten Bekannten Richard Gasquet (ATP 56), den er schon 18 von 20 Malen geschlagen hat. Aber so klar wie es scheint, ist die Ausgangslage heute nicht. Der achtfache Wimbledon-Champion hinterliess am Dienstag bei seinem ersten Auftritt auf dem heiligen Rasen nach zwei Jahren, den er letztlich dank verletzungsbedingter Aufgabe des Gegners gewonnen hat, einen zwiespältigen Eindruck.
Und so beginnt auch die zweite Runde. Sogleich sieht sich Federer einem Breakball gegenüber. Er kann sich retten, spielt in Satz 1 aber fehlerhafter als Gasquet. Bei 5:5 gibts sogar eine Schrecksekunde, als der Schweizer auf dem schlüpfrigen Gras ausrutscht und auf die Knie fällt. Zum Glück verläuft das Malheur glimpflich – Roger erreicht er den Tiebreak. Und hier kommt die Wende: Anders als im vorherigen Match, als er in der Kurzentscheidung äusserst schwach spielte, dreht er nun rechtzeitig auf. Klasse, wie er den Tiebreak 7:1 dominiert!
Federer schaltet einen Gang hoch
Danach hat der 39-Jährige den Tritt gefunden. In einem schön anzusehenden Duell zweier Spieler mit wunderbarer einhändiger Rückhand behält er Break für Break bis zum 5:0 die Oberhand, zaubert sich zum 6:1, bei dem er seine Fehlerquote deutlich reduziert.
Mit einer bequemen 2:0-Satzführung nach 75 Minuten startet Federer in Durchgang 3. Und das Niveau bleibt hoch, die Zuschauer danken der Magie auf dem Centre Court mit anerkennendem Raunen und viel Applaus. Im wichtigen siebten Game krallt sich Roger Gasquets Aufschlag – die Vorentscheidung: Nach weniger als zwei Stunden schliesst er sicher und souverän mit seinem neunten Ass das 7:6, 6:1, 6:4 ab.
«Bei 5:0 im zweiten Satz bekam ich dann unglaubliches Selbstvertrauen. Und nach 2:0 Sätzen läuft dann alles wie von allein. Plötzlich fühlte es sich teilweise wieder an wie früher. Ich konnte im richtigen Moment alles richtig machen und fühlte mich wirklich sehr gut», freut sich der Schweizer nach dem Match.
Er schaut den Spanien-Knüller
Seine Aufwärts-Tendenz ist sichtbar, so kann es die Weltnummer 8 guten Mutes auch gegen den 25-jährigen Briten Cameron Norrie (ATP 34), auf den er zuvor noch nie traf, in der dritten Runde aufnehmen. Wenn auch die Atmosphäre nicht ganz so einseitig sein dürfte. «Da muss ich durch», sagt Roger lachend, «ich freue mich trotzdem auf das Match.»
Vorerst aber wird Federer am Freitag der Nati die Daumen drücken. Und natürlich möchte er den Spanien-Knüller schauen. «Ich werde definitiv meinen Plan darum herum bauen, wenn ich kann. Ich werde dem Aussenseiter den Daumen drücken», sagt er und lacht.