Der lange Weg zu den Superstars
Wimbledon-Ballmädchen Emilia packt aus

Emilia Chittenden hat das geschafft, wovon sie schon mit 14 geträumt hatte. Sie ist Ballkind in Wimbledon.
Publiziert: 13.07.2018 um 19:54 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 16:42 Uhr
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Die 14-jährige Emilia hat es durch die strenge Auswahl geschafft und ist Ballkind in Wimbledon.
Foto: Sven Thomann|Blicksport
Cécile Klotzbach (Text) und Sven Thomann (Fotos) aus Wimbledon

Die junge, zierliche Person redet so schnell, diszipliniert und im Stakkato, wie sie sich auf den heiligen Rasen-Courts bewegt. Emilia Chittenden kommt aus Kingston unweit von Wimbledon. In starkem Londoner Akzent beschreibt sie stolz den Bewerbungsablauf und Drill zur «BBG»-Perfektion (Ballboys and -girls) – den sie mit Bravour bestanden hat.

Der AELTC (All England Lawn Tennis and Croquet Club) sucht seine jungen Helfer bei 16 örtlichen Schulen. Emilia besucht die 9. Klasse der Grey Court School Richmond. «Als ich erfuhr, dass meine Schule zu dem Programm gehört, wusste ich: Genau da möchte ich hin!» Sie schrieb sofort einen Brief, warum und wie gern sie «Ballgirl» werden will. Sie sei sportlich, spiele Hockey und Netzball, bestreite nationale Wettkämpfe im Seilspringen. Sie habe Wimbledon schon als Kind verfolgt, spiele aber nicht selbst Tennis. «Die Regeln perfekt zu kennen, war dann natürlich härter für mich.»

Wer wird Ballgirl oder -boy? Nur 170 aus 750 Neun- und Zehntklässlern werden ausgewählt.
Foto: Sven Thomann|Blicksport

Nur 170 werden aus 750 Neun- und Zehntklässlern ausgewählt, weitere 80 von 250 Vorjahres-Ballkindern, die maximal noch ein zweites Jahr dürfen. Schrittweise trennt der Ausscheidungsprozess die Spreu vom Weizen. «Über die Herbstfe­rien hatten wir erste Trainings – danach erfuhren wir, ob wir ins Programm kommen.» Dann Online-Tests über Tennis-Kenntnisse. «Wer in acht verschiedenen Modulen nicht 85 Prozent der Fragen richtig hat, fliegt raus.» Ab September gehts jeden Freitag nach der Schule ins Training. «Wer zwei Wochen oder mehr krank oder verletzt ist, fliegt.»

Von Emilias 20 Mitschülern dürfen nur acht an ein zweitägiges Assessment. «Vier Stunden lang Bälle rollen und fangen, absitzen, aufspringen, um Markierungen rennen, drei Minuten korrekt strammstehen – alles mit Zeitmessung. Es war sehr anspruchsvoll», sprudelt es aus dem Mädchen heraus. «Wie zählt man im Tiebreak, was gilt im fünften Satz? Wann muss der nächste Ball-Austausch sein? Wie wird beim Team-Wechsel marschiert, wie am Ende des Matches? Was passiert, wenn der Match unterbrochen wird? Es gab Noten – nur vier von uns schafften es weiter.»

Im Februar beginnt das wöchentliche Training auf Rasenplätzen der Anlage «Raynes Park». Hier werden Seitenwechsel und der Umgang mit dem Filz militärisch eingeübt – bis es die Kids im Schlaf könnten. Emilia: «Ich übte viel zu Hause im Wohnzimmer. Das ist zwar viel kleiner, aber der Ball rollt auf dem Teppich wie auf Rasen.»

Vorschriften für die Girls: Kein Schmuck, keine Schminke, Zöpfe flechten.
Foto: Sven Thomann|Blicksport

An Ostern dann der nächste, grosse Schnitt mit schriftlichen und praktischen Tests. Noch immer ohne Aufnahme-Garantie erhalten die neuen Ballkinder ihre Ausrüstung und werden mit den strengen Regeln an der Church Road vertraut gemacht. Für die Girls heisst das: kein Schmuck, keine Schminke, Zöpfe flechten, jede vorwitzige Haarsträhne mit Spray fixieren! Auf den Wimbledon-Courts werden Matches simuliert. Erst nach all dem gibts den definitiven Bescheid: in oder out!

«Und jetzt bin ich da», jubiliert Emilia. «Es ist unglaublich, die Superstars live zu sehen.» Am liebsten würde sie Andy Murray die Bälle zu reichen! Der fehlt aber verletzungsbedingt. Deshalb wird Emilia den Drill auch nächstes Jahr in Kauf nehmen.

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