«Ein Final ist der Match, den du am wenigsten verlieren darfst», hat Roger Federer einmal gesagt. Es ist schon einige Jahre her. Damals war er Seriensieger und setzte dieses Credo mit märchenhafter Sicherheit um. Mit ebensolcher Sicherheit denkt er heute noch genau so. Nur die Sicherheit, im Endspiel eines Turniers das Beste aus sich herausholen zu können, ist über die Jahre geringer geworden.
Mehrere Faktoren sind dafür verantwortlich: Auf den Körper eines über 30-jährigen Leistungssportlers ist nicht mehr gleich viel Verlass. Und mit jedem verpassten Finalsieg wächst der Druck. Zwar hat der bald 38-Jährige eigentlich nichts mehr zu beweisen. Doch die Frage, wie viel Zeit und welche Chancen ihm noch bleiben, dürfte ihn beschäftigen.
Nicht zuletzt hat Federer seine Konkurrenz besser werden lassen. Die Rivalen wuchsen mit ihrer Aufgabe, arbeiteten sich auf ein höheres Niveau und packten nicht selten gerade gegen ihn ihr bestes Tennis aus.
Zum Beispiel Novak Djokovic. In Wimbledon trat der Serbe in den letzten Wochen solide, aber wenig bestechend auf. Für die bisherigen Gegner reichte das, heute aber muss der beste Defensivspieler der Welt wohl einen Gang höher schalten – ebenso wie Federer mit seinem Motto im Kopf, dass man einen Final nicht verlieren darf. Im Duell mit dem Schweizer hat der Djoker in der Statistik sogar die Nase vorn: Von 19 Finals gewann er 13, von vier bei Grand Slams gewann er drei – und auch die beiden 2014 und 2015 in Wimbledon.
Dennoch hat Roger beim 48. Treffen den Sieg heute mehr denn je in seinem Racket. Seit dem Comeback im Januar 2017 hat sich der erstaunliche Evergreen ein weiteres Mal neu erfunden. Vor allem auf der Rückhandseite gestaltet er sein Spiel heute bedeutend offensiver als je zuvor. Am Netz hat er zu seiner alten Jugendliebe zurückgefunden: Das Volleyspiel hatte er vorübergehend vernachlässigt.
Und siehe da: Auch sein Credo greift wieder! In den letzten drei Saisons verlor er nur fünf Finals, 14 beendete er als Sieger. Wenn er heute wieder so entschieden, mutig und aggressiv auftritt wie gegen Rafael Nadal im Halbfinal, krönt sich der Rasenkönig zum neunten Mal, 16 Jahre nachdem er sein Wimbledon-Reich 2003 zum ersten Mal eroberte. Es wäre ein Märchen – und der 21. Major-Triumph sogar noch sagenhafter als die meisten zuvor.
Denn Rogers Weg führte über die schwierigsten Hürden, die je ein Spieler in der Geschichte des Tennis zu überspringen hatte: die beiden derzeit Bestklassierten Nadal und Djokovic. An einem Grand Slam hat Federer noch nie beide geschlagen – aber bekanntlich ist er nie zu alt für eine Premiere.
Ein Grund mehr für ihn, diesen Final nicht zu verlieren.
Wimbledon 2019: Federer winkt im Wimbledon-Final eine Premiere
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