Andrew Davies über seinen Job an der Linie
«Federer aus nächster Nähe ist atemberaubend»

Er wird schon mal beleidigt. Oder abgeschossen. Dafür ist 
Linienrichter Andrew Davies (34) so nah dran wie sonst keiner.
Publiziert: 06.07.2019 um 01:27 Uhr
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Aktualisiert: 08.07.2019 um 09:23 Uhr
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Andrew Davies ist seit 18 Jahren Linienrichter auf dem heiligen Rasen zu Wimbledon.
Foto: Sven Thomann
Cécile Klotzbach (Text) und Sven Thomann (Fotos), Wimbledon

BLICK: Seit wann sind Sie Linienrichter?
Andrew Davies: Erst war ich Balljunge. Als Teenager machte ich einen sechsmonatigen Kurs und startete 2002 auf den Aussencourts von Wimbledon. Ich war 16, nur einer war jünger.

Wie qualifiziert man sich für die grossen Stadien?
Wir erhalten Noten von 1 bis Bestwert 7 und werden bei jedem Einsatz vom Schiedsrichter bewertet. So steigern wir uns von der Kategorie L4 bis L1. Wer alle Linien – also Longline-, Service- und Grundlinie – betreuen darf, gehört zu den besten Linien­richtern der Welt und sitzt beim Wimbledon-Final auf dem Centre Court.

Wann waren Sie so weit?
2008, es war der legendäre Final Federer vs. Nadal! Ein sehr langer Einsatz mit Regenpausen. Normalerweise stehst du bei so einer wichtigen Premiere an der Longline-Linie, aber sie teilten mir die Service-Linie zu – ich war sehr nervös!

Wie viele Finals zählen Sie heute?
In Wimbledon zehn – einen Frauen- und neun Männer-Finals. Dann natürlich auch vier bei den French Open, fünf am US Open, bei den Aussies ein paar Mal und elf ATP-Finals. Die Olympia- Finals 2012 und 2016 waren unglaubliche Erlebnisse.

Wie erleben Sie Federer?
Ihn am TV zu sehen, ist eine Sache. Seine Schläge und Bewegungen aus nächster Nähe zu sehen, ist atemberaubend. Er sprach mich noch nie an – die Kommunikation läuft meist über den Schiedsrichter. Wenn Challenges mich bestätigen, sind dies Momente grosser Erleichterung!

Ist Hawk Eye belastend, weil es Fehler aufdeckt?
Nein, es ist brillant. Statistiken bestätigen, dass wir zu 75 Prozent richtiger liegen als die Spieler. Das ist eine gute Quote. Hawk Eye bestätigt also, dass es uns Linienrichter braucht.

Sind Sie immer unparteiisch?
Hundertprozentig! Wenn du den Platz betrittst, bist du total neutral. Ich mag Spieler mit Persönlichkeit, bevorzuge aber niemanden. Ich will nur am mir zugeteilten Ort den besten Job machen. Ist ein Ball out, ist er out – nur darauf konzentriere ich mich. Nicht auf die Atmosphäre, Fans oder verletzte Spielergefühle.

Wurden Sie schon beleidigt?
Bei einem meiner ersten Matches auf der Seite im Stuhl sagte einer: «Der einzige Stuhl, in dem du sitzen solltest, ist der Babysitz bei Pizza Hut!»

Haben Sie Angst vor Nick Kyrgios? Oder Serena Williams?
Nein, sie sind in der Hitze des Gefechts sehr leidenschaftlich, aber ihr Charakter ändert für uns nichts. Die Spielerreaktionen sind hart, aber ein Teil des Spiels. Gehen sie zu weit, werden sie sanktioniert oder disqualifiziert, das ist gut zu wissen.

Wurden Sie schon abgeschossen?
Ich wurde schon öfters an der Schulter getroffen, das brennt bei über 200 km/h! Bei Raonic sollte man hinten an der Linie schnell ausweichen können.

Man testet Matches ohne Linienrichter ...
Schwer zu beurteilen, ob es ohne uns korrekter abläuft. Aber es wäre schade, sollte die Technik mich unnötig machen. Ich liebe meinen Job.

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