Verletzungs-Zoff bei den Tennis-Stars
Djoker-Doku soll Kritikern das Maul stopfen

Novak Djokovic hangelt sich durch. Anderen Verletzten ging längst die Luft aus. Das gehe so nicht weiter, sagt der Titel-Favorit. Eine Dokumentation soll den Serben ausserdem von Simulations-Vorwürfen entlasten.
Publiziert: 19.02.2021 um 13:38 Uhr
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Aktualisiert: 03.03.2021 um 10:55 Uhr
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Die Bauchmuskelverletzung von Novak Djokovic gibt zu reden.
Foto: Getty Images
Cécile Klotzbach

Nach dem souveränen 6:3, 6:4, 6:2 über Überraschungsmann Aslan Karazew (Russ, ATP 114) steht Novak Djokovic zum neunten Mal im Final von Melbourne. Alle acht zuvor hat er gewonnen. Ob er auch Sonntag gewinnt, oder nicht: Am 8. März geht Novak Djokovic in seine 311. Woche als Nummer 1 der Welt. Damit überholt er den bisherigen Rekordhalter Roger Federer – eine für den Serben immens wichtige Marke auf seiner Mission, als bester Tennisspieler aller Zeiten Geschichte zu schreiben.

Sollte er am Sonntag in Melbourne gewinnen, zählt der 33-Jährige 18 Grand-Slam-Siege, liegt also in dieser Statistik noch zwei Titel hinter den Führenden Federer und Rafael Nadal, der nach seiner Niederlage gegen Stefanos Tsitsipas auf 20 hängen bleibt. Aber keine Frage, dass Djokovic diese magische Zahl als nächstes im Visier hat.

Entlastet ihn eine Doku von Simulations-Vorwürfen?

Holt Djokovic den Titel, werden die Diskussionen noch einmal einen Schub bekommen: Wie angeschlagen war der Serbe in der 3. Runde gegen Taylor Fritz wirklich? Er liess sich pflegen, sprach danach von einem der «grössten Siege meiner Karriere» und liess offen, ob er mit seiner Muskelverletzung überhaupt in der nächsten Runde gegen Milos Raonic werde spielen können. Um diesen danach wegzuhauen.

Also alles nur Show? Simulations-Spekulationen wurden laut. Djokovic wehrt sich gegen solche Vorwürfe – und geht nun zum Gegenangriff über: Eine Dokumentation soll zeigen, was er alles durchgemacht hat in den letzten Monaten! «Erholung bestimmt in den letzten fünf Tagen meine Tage zu 100 Prozent», sagte er dem Journalisten Saša Ozmo. «Ich mache eine Dokumentation. Wir zeichnen eine Menge Dinge auf, die ich in den vergangenen Monaten erlebt habe.» Ende Jahr soll der Blick hinter die Kulissen spätestens erscheinen. Ob er damit seinen Kritikern das Maul stopfen kann?

So viele Verletzte «nicht normal»

Ab nächster Woche ist allerdings ohnehin erst einmal Erholung angesagt. Djokovic sieht sich als eines der Opfer der ungewöhnlichen Vorbereitung zu Corona-Zeiten sehen. Ob Nadal, Grigor Dimitrov, Matteo Berrettini, Alexander Zverev – um nur die Bekanntesten zu nennen – alle sind an Bauch, Rücken, Schulter oder sonst wo getaped. Und ausser Djokovic ging ihnen allen irgendwann die Luft aus.

«Was wir hier sehen, ist nicht normal. Es hat offensichtlich etwas mit den Umständen zu tun, denen wir derzeit ausgesetzt sind», sagt dieser. Auch wenn er selbst privilegierter war: Aus vierzehn- oder fünfzehntägiger Quarantäne in ein Vorbereitungsturnier oder gar gleich in einen Grand Slam einzusteigen, gehe weder an Körper noch Psyche spurlos vorbei. «Hoffen wir, dass es ein temporärer Zustand ist. Aber ich will wissen, wie die Tour nach Australien aussehen wird. Denn ich weiss aus vielen Gesprächen mit anderen: Sollte es so weitergehen, führt die Mehrheit die Saison nicht fort.»

Zverev hält Reise-Tour für unmöglich

Vor allem für kleinere ATP-Events, wo das Preisgeld dazu stark reduziert ist, würden Spieler kaum mehr die vielen Opfer bringen und Risiken eingehen. «Bubble oder Quarantäne, Angst vor dem Virus oder einer mutierten Form davon – ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass wir das auf Dauer ertragen können», so der «Djoker».

Weltnummer 7 Zverev pflichtet seinem Viertelfinal-Bezwinger da bei. Durch diese anormalen Umstände würden weiter viele unter Verletzungen leiden. «Momentan ist es unmöglich, eine herumreisende Tour zu haben, so der 23-jährige Deutsche. «Je nachdem, welchen Pass du hast, darfst du in gewisse Länder nichtmal einreisen.»

Man müsse einen Weg finden, und zwar schnell, fordert deshalb Djokovic.

Im Final gegen Medwedew

Zuvor aber muss er für den grossen Jubel Down Under aber erst selbst einen Weg finden: durch den Final gegen Daniil Medwedew (25, ATP 4), der Stefanos Tsitsipas (22, ATP 6) am Freitag im zweiten Halbfinal mit 6:4, 6:2, 7:5 bezwang.

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