Serena Jameka Williams – Vorbild, Aktivistin, Mutter, Geschäftsfrau, eine Grande Dame der Sport-Welt. In ihrer Heimat ist die US-Amerikanerin auf einer Stufe mit den Ikonen Michael Jordan und Tom Brady. Weltweit ist sie eine der beliebtesten Athletinnen der Welt. 15,2 Millionen Follower zählt sie auf Instagram und ist die zweitmeist gefolgte Sportlerin hinter Ronda Rousey.
Ihrer Rückkehr nach New York haben die Tennis-Fans ohnehin schon entgegengefiebert. Seit ihrem Vogue-Interview ist das Interesse durch die Decke gegangen. Ihre imposante Karriere wird wohl in Flushing Meadows zu Ende gehen. Es ist aber kein Rücktritt. Williams möge dieses Wort nicht. Vielmehr sei es ein Übergang.
In gewisser Hinsicht wird sich ein Kreis schliessen. 1999 holte Williams bei den US Open den ersten ihrer 23 Grand Slams. Es war der Durchbruch der 18-Jährigen mit den markanten Haar-Perlen, die die Frauen-Tour in den nächsten Jahren prägen und dominieren soll.
«Serena-Slam» und Rückschläge
Obwohl sie nicht die Erste war, die gleichzeitig die Titelhalterin aller Grand Slams ist, bekam der Vierfach-Erfolg 2003 den Übernamen «Serena-Slam». Ihre Triumphe wechselten sich mit bitteren Rückschlägen ab. Regelmässig plagten sie schwere Verletzungen oder auch Schicksalsschläge wie 2003, als ihre Halbschwester und Assistentin Yetunde Price erschossen wurde.
Daraufhin kämpfte Williams mit Depressionen, umso beeindruckender war ihr Comeback 2007, als sie zum Titel bei den Australian Open stürmte. So bewundernswert ihre Erfolge waren, in Erinnerung bleiben auch die Eskapaden und Auseinandersetzungen mit Schiedsrichtern.
Wenn es um Serenas Karriere geht, darf und kann Schwester Venus (42) nicht fehlen. Beide prägten mit ihrer Athletik und Power den Sport nachhaltig. Neun Mal standen sie sich in einem Major-Final gegenüber, holten im Doppel 22 Titel und drei olympische Goldmedaillen.
Einstand gegen Rassismus und für Frauenrechte
Eine solche Laufbahn haben zu Beginn wohl die wenigsten erwartet. Einer aber schon: Vater Richard Williams (80). Wer den Hollywood-Film «King Richard» gesehen hat, kann sich ein Bild machen, wie die Williams-Schwestern aufgewachsen sind und wie viel die Familie überwinden musste.
Während ihrer Karriere setzte sich die 40-Jährige regelmässig gegen Rassismus ein und unterstützte früh die Black-Lives-Matter-Bewegung. Auch für Frauenrechte ist Williams ein Vorbild. Sie scheute sich nicht, gegen die Preisgeld-Schere zwischen den Geschlechtern einzustehen, und kämpfte für Anerkennung im Frauentennis.
Ihren letzten Majortitel errang sie 2017 bei den Australian Open, als sie rund acht Wochen schwanger war. Die Geburt von Olympia (5) verlief kompliziert, Williams erlitt eine Lungenembolie. «Ich wäre nach der Geburt meiner Tochter fast gestorben», sagte sie später in einem CNN-Beitrag. Sechs Wochen musste sie danach im Bett verbringen.
Major-Rekord verpasst, aber Familie steht nun im Mittelpunkt
Ihre Rückkehr auf die Tour war schon fast typisch Serena. Vier Mal bot ihr sich die Chance, den Grand-Slam-Rekord von Margaret Court (24 Titel) zu egalisieren. Doch sie scheiterte. Nach und nach gewann aber die Familie immer mehr an Wichtigkeit.
Anders als zum Beispiel Roger Federer (41) wird Williams von ihrer biologischen Uhr in die Knie gezwungen. Als Mann könnte sie bei bester Gesundheit weiterspielen, «während meine Frau die körperliche Arbeit macht, unsere Familie zu vergrössern».
Sie finde es unfair, aber liebe es, eine Frau zu sein. Ohnehin freue sie sich auf die Zeit danach. Neben dem Court hat sie sich als Unternehmerin längst ein Millionen-Imperium geschaffen.
«Ich werde diese Version von mir vermissen – das Mädchen, das Tennis spielt», schrieb Williams zum Abschluss bei der Vogue. Dem werden Millionen von Fans zustimmen.