Nach drei angeschlagenen Jahren
Federer nimmt die US Open endlich schmerzfrei in Angriff

Roger Federers Vorbereitung auf diese US Open ist nicht optimal. Was dennoch für ihn spricht: Seit vier Jahren scheint er erstmals wieder richtig fit.
Publiziert: 25.08.2019 um 15:29 Uhr
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Aktualisiert: 27.08.2019 um 08:33 Uhr
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Gesund und ausgeruht nimmt Roger Federer die US Open 2019 in Angriff.
Foto: Getty Images
Cécile Klotzbach und Stefan Meier

Zwei Ernstkämpfe hat Federer seit Wimbledon bestritten. In Cincinnati einen schnellen Sieg gegen Juan Ignacio Londero ein­gesackt und eine schnelle Niederlage gegen Andrej Rublew kassiert. Dazwischen hat er seinen 38. Geburtstag gefeiert und Ferien mit der ­Familie im Wohnmobil gemacht.

Positive und negative Seiten der letzten Wochen

Die Geschehnisse der letzten ­eineinhalb Monate kann man zweierlei auslegen. Negativ: ­Roger hat seine wohl bitterste Fünfsatz-Final-Niederlage gegen Novak Djokovic in seinem Rasenreich nach Match­bällen bei eigenem Aufschlag noch nicht verdaut. Das widerspiegelte sich in der etwas verunsicherten Vorstellung gegen Rublew. Vor 18 Jahren, als Federer zum letzten Mal vor den US Open nur zwei ­Spiele auf nordamerikanischen Hartcourts bestritt, scheiterte er in den Achtel­finals an Andre Agassi.

Doch lieber ausführlicher zur ­positiven Interpretation der letzten Wochen. Federer ist gesund und ausgeruht, von Überbelastung kann keine Rede sein. Von fehlender Spielpraxis auch nicht. Die kann der 20-fache Grand-Slam-Sieger, der seit einer Woche in Flushing Meadows trainiert und diese Saison schon 45 Matches gespielt (39 gewonnen) hat, in den ersten Best-of-5-Runden locker aufholen.

Zum Auftakt in der Nacht auf Dienstag trifft er auf Nagal (nicht etwa Nadal). Der Inder Sumit Nagal ist die Weltnummer 190 und versucht sich erstmals gegen Federer. Ohne Zweifel ein überwindbarer Gegner. Da kann er den Rhythmus finden. Mit jedem Erfolg steigt das Vertrauen.

«Ich bin bereit für die US Open»

Auch Federer macht sich wegen der Cincy-Pleite keine Gedanken, wie er vor dem letzten Grand Slam des Jahres versichert: «Ich bin glücklich damit, wo mein Spiel ist. Vielleicht hat es die frühe Nieder­lage in Cincinnati gebraucht, um dann die Kurve zu kriegen und hart zu trainieren. Das ist es, was ich ­gemacht habe. Ich bin bereit für die US Open.»

Als er in Cincinnati das letzte Mal so früh ausschied, holte er den US-Open-Titel! Dieser Sieg ist schon elf Jahre her – davor machten die ­Tenniscracks damals noch einen olympischen Abstecher nach Peking. Es war sein letzter Triumph im Big Apple. Zweimal aber kam ihm der Schweizer nochmals ganz nah – 2009 bei der Fünfsatz-Niederlage gegen Juan Martin del Potro und sechs Jahre später, als er in vier ­Sätzen gegen Djokovic verlor.
2015 also – und in den drei Folgejahren hatte Federer realistisch ­gesehen keine Chance mehr auf den Titel. Denn fit und ausgeruht wie diese Saison reiste er fortan nie mehr an. Ganz im Gegenteil, wie ein Rückblick zeigt:

2016 spielte er gar nicht. Ausgerechnet im Olympiajahr beendete ­Roger seine Saison nach dem Halbfinal-Out gegen Milos Raonic in Wimbledon. Er litt unter den Langzeit-Folgen seiner Knie-Operation, schob eine halbjährige Pause ein.

Die Gesundheit macht ihm einen Strich durch die Rechnung

2017 kommt die Viertelfinal-Niederlage gegen Del Potro einer Erlösung gleich. Eigentlich gut in Form, hatte ihn zuvor beim Final in Montreal ­gegen Alexander Zverev die Hexe in den Rücken geschossen. «Ich hatte zu grosse Sorgen im Turnier, um weit zu denken», sagte ein resignierender Federer. «Ich war gar nicht sicher, ob ich spielen konnte. Nun bin ich froh um die Pause.»

2018 macht ihm die Gesundheit erneut einen Strich durch die Rechnung. In einer schwülen New Yorker Nacht bei 30 Grad und extrem hoher Luftfeuchtigkeit geht Roger gegen John Millman im Achtelfinal die Luft aus. «Ich hatte Probleme, warum auch immer, das ist mir selten zuvor passiert.» Erst zwei Monate später gab er bekannt, dass er seit der Rasensaison an der rechten Schlaghand verletzt gewesen war.

Jetzt scheint Federer total fit. «Ich fühle mich vielleicht so gut wie seit Jahren nicht vor den US Open. Das ist ermutigend», sagt Federer. Trifft das zu, stehen seine Chancen auf den 21. Major-Sieg bei diesen US Open gut. Jedenfalls deutlich besser als in jüngeren Jahren.

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