Die diesjährigen US Open sind bisher von mehrheitlich negativen Schlagzeilen geprägt. Neben der Corona-Pandemie und Eskapaden auf dem Platz sorgen nun die Mamis des Tennis-Zirkus' für einen positiven Lichtblick. Mutter sein und erfolgreich Tennisspielen geht eigentlich meistens nicht Hand in Hand. In den letzten 50 Jahren haben mit Margaret Court (78), Evonne Goolagong (69) und Kim Clijsters (37) nur drei Spielerinnen als Mutter ein Grand-Slam-Turnier gewonnen. Letztere versuchte es dieses Jahr an den US Open wieder, aber sie schied in der ersten Runde aus.
Nun stehen mit Victoria Asarenka (WTA 27), Serena Williams (WTA 8) und Tsvetana Pironkova (nicht gelistet) drei weitere Tennis-Mamis im Viertelfinal der US Open und wollen sich in dieser Liste einreihen. Williams und Pironkova treffen sogar zum «Mami-Duell» aufeinander.
«Widme dies allen Müttern»
Turnierfavoritin Williams brachte am 1. September 2017 Töchterchen Alexis Olympia Jr. zur Welt. Davor gewann sie im Januar 2017 mit den Australian Open ihren 23. und bislang letzten Grand-Slam-Titel. Nach der Geburt, die ihr beinahe das Leben kostete, war ihr Weg zurück in den Tennis-Zirkus beschwerlich. Bei der Entbindung wäre die 39-Jährige fast an einer Lungenembolie gestorben.
Danach litt die US-Amerikanerin an postnataler Depression, hatte Mühe sich von Alexis zu trennen. Langsam fand die 72-fache WTA-Titelträgerin wieder in ihren Tennis-Alltag zurück – den Wunsch, zurückzukehren, verlor sie nie aus den Augen. Nach ihrem Comeback im März 2018 stand Williams vier Mal kurz davor, ihren 24. Major-Titel zu holen, verlor jeweils aber im Final. Ihre Rückkehr wurde von vielen Frauen bewundert. «Ich widme dies allen Müttern, die viel durchgemacht haben», sagte sie 2018 der «Time». Gewinnt sie die US Open, zieht sie mit Rekordhalterin Court gleich.
Duell gegen einstiges Tennis-Wunderkind
Die Geschichte der Gegnerin von Serena ist eine ganz andere. Tsvetana Pironkova spielte über drei Jahre kein einziges Spiel mehr auf der Profi-Tour. Einst galt sie als Tennis-Wunderkind, doch die hohen Erwartungen konnte sie nicht erfüllen. Der Halbfinal in Wimbledon 2010 ist ihre beste Leistung, Position 31 war ihr höchstes Ranking.
Zuerst fiel die Bulgarin 2017 verletzt aus, bevor sie 2018 ihren Sohn Alexander zur Welt brachte. Nach der langen Pause hatte sie erst in diesem Frühjahr wieder Lust auf die Profi-Tour verspürt. «Ich wollte mir die Zeit nehmen, diese Erfahrung voll auszukosten und ich kann jetzt schon sagen: Es hat sich gelohnt», sagt sie zu ihrer Baby-Pause. Mit Garbiñe Muguruza (WTA 16), Donna Vekic (WTA 24) und Alizé Cornet (WTA 56) warf Pironkova bereits grosse Namen aus dem Turnier in Flushing Meadows.
Sorgerechtsstreit durchkreuzt Comeback
Victoria Asarenka musste gleich doppelt leiden. Im Dezember wurde die ehemalige Weltnummer 1 Mutter von Sohn Leo. Wenige Zeit danach trennte sie sich von ihrem damaligen US-amerikanischen Freund und Vater des Sohns. In Folge des Sorgerechtsstreits durfte sie zwischenzeitlich den Bundesstaat Kalifornien nicht verlassen und musste ihr Comeback nach zwei Turnieren unterbrechen. Jetzt spielt die Weissrussin ebenfalls um den Halbfinaleinzug der US Open und hofft dadurch ein Vorbild zu sein: «Es hört nicht auf, man darf als Mutter berufliche Ziele und Träume haben», sagte sie nach ihrem Sieg des Turniers von New York Ende August.
Ausnahmeregel fördert Mamis
Die WTA schafft mit einer Ausnahmeregel bessere Bedingungen für Tennis-Mamis. Sie erlaubt ihnen nach der Geburt, zwölf Turniere mit ihrem Ranking vor der Baby-Pause zu spielen. Pironkova lag vor ihrer Pause auf Rang 123. Doch die Pause hat ihr gutgetan. «Ich spiele hier so gut wie selten zuvor», sagt sie. Gegen die topgesetzte Serena ist ihr am Mittwochabend durchaus eine Überraschung zuzuschreiben.