Rafael Nadal hat sich in Australien zurückgemeldet. Fit zurückgemeldet, was nach den letzten Wochen nicht selbstverständlich ist. Nachdem er wegen einer neuerlichen Verletzungsserie (Knie, Bauchmuskel, Knöchel-OP) seit den letzten US Open Anfang September kein offizielles Match mehr bestritten hat, zwickte es ihn beim Einladungsturnier in Abu Dhabi kurz vor Neujahr am Oberschenkel.
Aus Sorge um die Teilnahme bei den Australian Open sagte der 32-jährige Spanier das Turnier in Brisbane ab. Nach einem Showkampf in Sydney gab Nadal jedoch Entwarnung – er sei wieder bei hundert Prozent. Was er jetzt hier vor seiner ersten Runde in Melbourne gegen den australischen Wildcard-Empfänger James Duckworth (ATP 238) bestätigt: «Ich fühle mich bestens, sonst wäre ich bestimmt nicht hier.»
«Es ist wohl besser so»
Länger Auskunft gibt Nadal zu der traurigen Rücktritts-Ankündigung seines Gefährten aus Junioren-Zeiten, Andy Murray. «Eine sehr schlechte Neuigkeit, ein grosser Verlust für uns alle», schliesst er sich Juan-Martin del Potro, Grigor Dimitrow oder Nick Kyrgios an, die schon im sozialen Netz ihr tiefes Bedauern zum Ausdruck brachten. Allerdings reagiert Rafa rationaler als seine emotionalen Kollegen: «Es ist wohl besser so», sagt er, «Andy hat die höchsten Ansprüche an sich selbst und sieht, dass er sich nicht mehr verbessern kann. So weiterzumachen wäre auf Dauer schlecht für seine Psyche.»
Wenn einer aus Erfahrung spricht, dann Nadal. Zu oft schon musste sich der dauerverletzte Tennis-Torero mit seinen eigenen körperlichen Grenzen auseinandersetzen. «Ich durchlebte viele Momente, in denen ich das Licht nicht mehr gesehen habe. Das ist hart, sehr hart.»
«Wir sind alle nicht mehr jung»
Ihm wurde stets vor Augen gehalten, dass Tennis nicht für immer ist – erschüttern kann ihn der Abschied des Schotten deshalb nicht. Nadal: «Unter den heutigen Topstars, die allesamt älter sind, scheint Murrays Karriere kurz. Aber er ist auch schon über 30. Heute ist es er – morgen ein anderer von uns – wir sind alle nicht mehr jung.»
Davon angesprochen dürfte sich allen voran der 37-jährige Roger Federer fühlen. Der Mann, der hier vor zwei Jahren im Final Nadals Chance auf den zweiten Australian-Open-Titel zunichte machte. «Das Match werden wir von all unseren speziellen Duellen wohl am wenigsten vergessen», so der Spanier. «Wir kamen damals beide aus einer langen Verletzungspause zurück. Jetzt wäre es eine andere Geschichte, denn wir sind beide wieder auf Top-Positionen klassiert.»