Elf Siege in Roland Garros, 91:2 Siege auf den Pariser Courts, 58 Titel auf Sand hat König Nadal schon erobert. Seine Grand-Slam-Statistik gegen Roger Federer: 9:3. Auf Sandplätzen: 13:2. Auf Pariser Sandplätzen: 5:0. Am Freitag steht der Schweizer vor einer Festung. Oder doch nicht?
Wenn er keine Chancen sähe, wäre er nicht gekommen, so der 37-Jährige nach seinem Sieg über Stan Wawrinka. Entscheidend sei, dass er sich nun im Training mit Linkshändern gut an die anders springenden Spin-Bälle gewöhne. Am Mittwoch fiel die Vorbereitung allerdings wegen Dauerregen ins Wasser. Und Federers Argumente, warum es sich auch gegen Nadal lohne, an sich zu glauben, gleichen indes Strohhalmen, an die sich Ertrinkende klammern:«Vielleicht ist er krank, es regnet, oder du hast einen tollen Tag ...»
Vielleicht ist aber auch der gute Rafa nicht mehr ganz der alte? Wegen des labilen Körpers - sein Knie verhinderte zuletzt den Halbfinal-Klassiker gegen Federer in Indian Wells - stellte er sein Spiel um: weniger Defensiv-Arbeit, mehr Aggressivität, effektiverer Service. Bei den Australian Open brachte ihn das bis in den Final. Aber ist der 33-jährige Spanier, der 2019 nach Outs gegen Fognini (Monaco), Thiem (Barcelona) und Tsitsipas (Madrid) erst einen Titel aus Rom auf dem Konto hat, auf Sand noch gleich unwiderstehlich?
«Ich muss gegen Roger mein bestes Niveau erreichen»
Aufgrund seines Spaziergangs durchs Pariser Tableau lässt sich die Frage nicht schlüssig beantworten. Nadal gab nur wenige Games gegen die Deutschen Hanfmann (ATP 180) und Maden (ATP 114) ab. Dem Belgier David Goffin (WTA 29) schenkte er einen Satz, bevor er Gaucho Juan Ignacio Londero (ATP 78) und Weltnummer 7 Kei Nishikori wieder abtrocknete. Der Japaner war körperlich angeschlagen vom Fünfsätzer am Vortag.
«Ich muss gegen Roger mein bestes Niveau erreichen», weiss Nadal. Er rechne mit einem aggressiven Gegner, der sich seiner letzten fünf Siege (allesamt auf Hartbelag) gegen ihn besinne. Er selbst werfe dagegen seine gewonnenen Sandmatches in die Waagschale.«Er wird parat sein. Aber ich werde auch da sein.»
Da, im Reich «Philippe Chatrier», wo sich der Sandkönig immer die Krone aufsetzt, wenn er die Halbfinals erreicht. Der Sturz wäre eine Sensation. Aber ausgeschlossen ist er nicht.