Seit Herbst 2017 warten die Fans darauf. Seit acht Jahren warten die Pariser darauf. Seit einiger Zeit wartet auch Roger Federer darauf: das 39. Duell mit Rafael Nadal. Heute um 12.50 Uhr ist es endlich so weit: Es kommt zum Rendez-vous der besten und charismatischsten Spieler der Tennisgeschichte. Auf dem Court Central «Philippe Chatrier», vor 15 000 französischen, nicht als stimmungslos und gesittet bekannten Fans. Mit dem 37-jährigen Federer in der ungewohnten Rolle des Herausforderers. Im Reich des herrschenden Sandkönigs Nadal. Ein Spiel zum Niederknien.
Den Kniefall als Sieger machte der Schweizer einmal. 2009, als ihm Nadal von Robin Söderling vorgängig aus dem Weg geräumt wurde. Den ultimativen French-Open-Sieg hat eigentlich erst, wer bei dieser Mission den 11-fachen Triumphator selbst beseitigt. Doch heute, wenn die Tenniswelt für die heisseste Partie des Jahres auf Knien dankt, geht es noch nicht um den Turniersieg.
Den Glücklichen, die ein Ticket haben (die Schwarzmarktpreise liegen bei über 3000 Euro) oder die am Bildschirm eine verlängerte Mittagspause einlegen können, ist das egal. Unabhängig vom Ausgang des Halbfinals geht es vor allem darum, Federer und Nadal gemeinsam auf dem Court zu sehen. Die weltweiten Reaktionen beim ersten Laver Cup in Prag bewiesen: Wenn sich Roger und Rafa nur schon im Doppel die gleiche Seite des Platzes teilen, werden die Knie weich.
Den «Freitags-Heiligen» - so werden die beiden von Frankreichs Sportbibel «L’Equipe» betitelt - fehlt es selbstverständlich nicht an Rivalität. «St. Nadal» steht bei der Verteidigung seines Titels wesentlich mehr unter Druck als «St. Federer», der nicht viel zu verlieren hat. Neben den eigenen Ambitionen muss er für einmal keine Erwartungen erfüllen. Ausser vielleicht eine Klatsche wie 2008 verhindern, als er nur vier mickrige Games abbekam. Einen solchen Schuss ins Knie will niemand mehr sehen.
Nur 4 Sätze in 5 Duellen
Es war die brutalste von fünf Niederlagen gegen Nadal in Paris - die anderen vier Male konnte Federer je einen Satz gewinnen. Auch 2011, als hier das letzte Duell stieg. Seitdem floss viel Wasser die Seine hinunter. Die Rivalen sind älter, haben sich verändert und ihren Spielstil angepasst.
Nachdem der Schweizer zwei Jahre einen grossen Bogen um Sandplätze gemacht hatte, schürte er die Hoffnungen in Roland Garros schon letztes Jahr. Es wäre «ein Traum, noch einmal hier spielen und gewinnen zu können», sagte er. Turnierdirektor Guy Forget und die französischen Medien hyperventilierten vor Freude - und waren umso enttäuschter, als der Messias dann doch nicht erschien. Übertrieben kritisierte der rumänische Madrid-Turnierboss Ion Tiriac: «Federer respektiert das Spiel nicht.»
Von wegen! Roger hat Wort gehalten, wenn auch erst ein Jahr später. Ein Grund dafür sei die Aussicht auf einen Match gegen Nadal gewesen, sagt er. Das lange Warten hat sich gelohnt.
Die beiden Stars im Zahlen-Vergleich
Roger Federer |
| Rafael Nadal |
Verheiratet mit Mirka, vier Kinder |
| Verlobt mit Maria Francisca Perello, keine Kinder |
37 | Alter | 33 |
1998 | Profi seit | 2001 |
1207/263 | Siege/Niederlagen | 949/195 |
15 | Siege im Direktduell | 23 |
101 | Turniersiege | 81 |
20 | Grand-Slam-Siege | 17 |
1 (2009) | French-Open-Siege | 11 |
6 | Siege beim Tour-Final | 0 |
1 | Olympiagold | 1 |
123'632'204 $ | Preisgeld in US-Dollar | 106'957'186 $ |
3 | Aktuelles Ranking | 2 |
310 | Wochen als Nr. 1 | 196 |
237 | Wochen als Nr. 1 am Stück | 56 |