Chance verpasst. Die letzte Chance? Wer weiss das schon. Wahrscheinlich ist es nicht, dass Roger Federer mit 38, bald 39 erneut auf die Sandplätze zurückkehrt. Und dass er es in Roland Garros wieder bis zu einem Treffen mit Rafael Nadal schafft. Aber sag niemals nie bei dieser Wundertüte Federer - du könntest falsch liegen.
Es hat ihm hier in Paris jedenfalls ganz viel Spass gemacht. Alle zu überraschen, dass er nach dreijähriger Abwesenheit auf Sand den Anschluss auch auf der für ihn schwierigsten Unterlage nicht verloren hat. Vielleicht will er ja weiter beweisen, dass er allerorts diskussionslos zu den Besten gehört - bis er es tatsächlich nicht mehr ist.
Möglicherweise ist Federer in diesem windigen Halbfinal aber auch der Spass vergangen. Er hatte sich Chancen ausgerechnet und war dann chancenlos. Weit entfernt von einem Best-of-Five-Sieg gegen Nadal in dessen Reich - dem letzten fehlenden Tupfer, um das Federer-Gemälde zu vervollkommnen.
Ein solcher Geniestreich ist seinem Dauerrivalen gelungen: «Strokes of Genius» heissen das Buch und der Film über den epischen Fünfsatz-Final 2008 in Wimbledon. Als der Sand- den Rasenkönig ins Reich der Dunkelheit schickte. Eine Retourkutsche war Federers Plan, der ging aber nicht auf.
Schlimm ist das nicht - Federers Rückkehr hat sich für ihn und alle Tennisliebhaber gelohnt. Er hat Roland Garros 2019 eine besondere Farbnote gegeben. Und sein Gemälde ist auch ohne den letzten Tupfer wunderschön.