Fast kein Happy Birthday für Kerber
«Selber schuld, wer um 4.30 Uhr im Bett liegt!»

Die dritte TV-Nacht mit einer fast geplatzten Geburtstagsparty für die Weltnummer 1, Angelique Kerber (29). Und SRF2 musste sich die gleichzeitig spielenden Stan Wawrinka und Roger Federer aufteilen.
Publiziert: 18.01.2017 um 08:50 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 15:36 Uhr
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Deutsches Wahnsinns-Duell: Angelique Kerber (l.) und Carina Witthöft liefern sich einen Abnützungskampf.
Foto: REUTERS
Roger Benoit

Die Regie löste die wohl einmalige Situation für die beiden Reporter Stefan Bürer und Heinz Günthardt mit einer guten Konferenzschaltung. So ging es in den Frühschoppen.

Wawrinka hatte um 04.38 Uhr gegen Steve Johnson begonnen, Federer um 05.32 Uhr gegen einen andern Amerikaner, Noah Rubin, die Nummer 200 der Welt.

Roger/Stan zum Frühstück 

Bei Eursoport konnte man die beiden Partien auf die beiden Kanäle 1 und 2 aufteilen. So verpassten die Fans von Roger oder eben Stan kaum einen Ball. Und auch nicht die lobenden Worte der deutschen und österreichischen Kommentatoren (total sind sechs im Einsatz).

«Noch fehlt Roger die Spritzigkeit»

«Der Maestro ist also zurück, klar braucht Federer noch Spielpraxis. Am Ende schaute vieles nicht mehr so locker aus. Ja, er musste zwei Satzbälle abwehren und die fast finstere Miene zeigte, dass ihm die Spritzigkeit noch fehlt. Gut, dass ihn dieser junge Amerikaner richtig forderte!» – «Wir wissen alle, wo wir diesen wunderbaren Tennisspieler Wawrinka sehen wollen – mindestens im Halbfinal.»

Fairness bei Eurosport

Bereits beim Auftakt der TV-Nacht wurde Fairness auf Eurosport grossgeschrieben. Die fast unmögliche Mission von Stefanie Vögele (26) gegen die Altmeisterin des Tennissportes, Venus Williams (36), wurde 83 Minuten lang keine Kritik-Orgie an der doch eher limitierten Schweizerin. 

Nein, man baute Vögele immer auf: «Sie muss einfach nur den Kopf freibekommen, dann hat sie auch gegen das Powertennis der Amerikanerin eine kleine Chance. Denn bei dieser häufen sich jetzt die Fehler mehr und mehr!» Am Ende hiess es 6:3, 6:2 für Venus, die zum 73. Mal bei einem Grand Slam dabei ist.

Die ewig junge Venus

2003 stand sie in Australien im Final – und verlor diesen gegen ihre Schwester Serena (33). «Ich bin immer noch dabei. Unglaublich, aber ich liebe diesen Sport wohl ewig», sagte Venus, die Nummer 13, beim Sieger-Interview.

In der dritten Runde wartet übrigens eine Chinesin auf Williams: Ying Ying Duan (27), stolze 1,86 Meter gross und die Nummer 87 der Welt. In einem Krimi besiegte Duan die Amerikanerin Lepchenko 6:1, 3:6, 10:8.

Der Thriller von Melbourne

Doch der Höhepunkt der Nacht spielte sich zwischen zwei deutschen Spielerinnen ab: Titelverteidigerin Angelique Kerber (29) wurde von Carina Witthöft (21) bis an den Rand einer Sensation gefordert.

Die beiden Kommentatoren flippten zu Recht fast aus: «Das ist der Thriller von Melbourne. Wir stehen jetzt beide und sprechen – das ist unsere Standing Ovation! Selber schuld, wer jetzt um 4.30 Uhr in Deutschland im Bett liegt! Sie verpassen den Wahnsinn!»

Kerber wankte, kassierte zum Start in den dritten Satz ein Break – doch sie konnte ihr zerrissenes Nervenkostüm noch einmal zusammenflicken. Um 05.11 Uhr hiess es: 6:2, 6:7, 6:2 für Kerber. Und Carina kämpfte mit den Tränen.

Freund und Coach in einer Person

«Ich weiss auch nicht, was da los war. Ich versuchte nur noch, die Bälle zurückzuhauen», sagte das gezeichnete Geburtstagskind. Und die Gegnerin aus Hamburg wird wohl noch lange Albträume haben. «Vielleicht ist es nicht ideal in diesem Zirkus, wenn der Freund von Witthöft auch noch der Coach ist. Schauen Sie mal, wie der auf der Tribüne doppelt leiden muss!»

Um 06.30 Uhr stand Wawrinka locker in der nächsten Runde, Federer musste für seinen Dreisatzsieg (nach abgewehrten Satzbällen) um einiges härter arbeiten. Bis 07.37 Uhr. Der TV-Nachtvogel konnte endlich davonfliegen…

Noch drei Favoriten weiter

Mitten in der Nacht verfolgten wir auch bei TV-Kurzeinsätzen drei weitere Favoriten für die Viertelfinals bei ihren Dreisatzsiegen: Kei Nishikori aus Japan, Jo Wilfried Tsonga aus Frankreich und Tomas Berdych aus Tschechien.

Boris Becker ist ein Gewinn 

Fast ein Muss sind die Analysen von Boris Becker (49) vor, während und nach den Matches bei seiner Eurosport-Premiere. Er sprach über die vielen Wanderprediger, die im Tennisgeschäft auftauchen und alles verändern wollen. Und dann einfach verschwinden. Er sprach von Ritualen: «Ohne sie kommt kein Superstar bei einem Grand-Slam-Turnier nach oben. Immer gleiches Restaurant, gleicher Stuhl und gleiche Zeit beim Training. Ich ging immer unter die gleiche Dusche. War diese besetzt, wartete ich eben 20 Minuten…»

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