Das Geheimnis seines Erfolgs-Comebacks
Federers Rückhand ist jetzt eine Waffe!

Früher war die Rückhand von Roger Federer ein Verteidigungsschlag, jetzt ist sie ein aggressiver Winner. Das Erfolgsrezept auch in Wimbledon?
Publiziert: 03.07.2017 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 08:20 Uhr
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Entfesselt: Federer zieht seine Rückhand jetzt mehr durch.
Foto: Bongarts/Getty Images
Cécile Klotzbach aus Wimbledon

Schön war sie immer, die einhändige Rückhand des Tennis-Ästheten Federer. Nur nicht immer effektiv. Für viele war sie gar der Schwachpunkt in seinem Spiel.

Der Superstar selbst sieht das anders: «Meine Strategie war immer: Ballwechsel mit dem Rückhand-Slice aufbauen, gelegentlich aus der Defensive passieren, hauptsächlich mit der Vorhand zuschlagen, und den Gegner mit grossem Unterschied in Spin und Tempo überraschen.»

Früh von oben zuschlagen

So hat er 17 Grand-Slam-Titel gewonnen. Den letzten allerdings in Wimbledon 2012. Es folgten vier magere Jahre ohne Major-Siege, zuletzt eine Saison ohne Titel. Etwas musste geändert, angepasst werden. Was, das sahen wir in Australien.

Seinen 18. Grand Slam gewann Federer mit neuer Rückhand. Sie war kein Verteidigungsschlag mehr – eine neue Waffe, mit der er aggressiv und früh von oben über den Ball drischt. Genau das war im Melbourne-Final der Clou gegen seinen 23-fachen Bezwinger Rafael Nadal. Mit entfesselter Backhand entzauberte er den spanischen Linkshänder auch in Indian Wells und Miami.

Im gleichen Stil will Federer ab Dienstag (zum Auftakt gegen Alexander Dolgopolow) in Wimbledon zaubern. Beim neunten Turniersieg in Halle hat es bestens funktioniert. Der 35-Jährige freut sich wie ein Kind über den Schleckstängel: «Ich geniesse es, so macht Tennis noch mehr Spass!»

Warum kam es erst so spät zur Umstellung? «Früher spielte ich das Sampras-Racket mit kleinem 85er-Schlägerkopf. Er gab mir Möglichkeiten, die ich mit grösserem Schläger nicht hatte. Aber beim Zustechen traf ich oft den Rahmen.» So wechselte er 2014 auf einen 97erRahmen. «Bald spürte ich, dass ich viel besser in den Ball stechen und über den Return kommen kann.»

«Mein Vater wollte immer, dass ich die Backhand mehr durchziehe»

Aber zur Anwendung einer gefährlichen Waffe braucht es viel Selbstvertrauen. «Das baue ich seit drei Jahren auf», so Roger. Mit Stefan Edberg und Ivan Ljubicic habe er daran gearbeitet, das Risiko bei jedem Schlag clever abzuwägen.

Mut machte ihm Langzeit-Trainer Severin Lüthi: «Seve sagte mir immer, ich solle mehr im Platz drin stehen. Dass ich ein gutes Auge habe, besser als jeder andere gut koordinieren und vor der Grundlinie auf einen Return reagieren kann.»

Und dann war da noch Papa Robert. «Mein Vater wollte immer, dass ich die Backhand mehr durchziehe», sagt Roger, «aber wenn ich dann verzog, war er auch nicht happy.» Die Chancen sind gross, dass wir in Wimbledon einen glücklichen Robert Federer sehen.

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