«Zwischendurch war es Horror»
Versäumte Chancen ärgern Federer

Roger Federer muss an den Australian Open im Halbfinal gegen Novak Djokovic die Segel streichen. An der anschliessenden Pressekonferenz zieht er Bilanz über das Turnier.
Publiziert: 30.01.2020 um 14:02 Uhr
|
Aktualisiert: 30.01.2020 um 14:57 Uhr
1/10
Novak Djokovic macht mit Roger Federer kurzen Prozess.
Foto: AFP
Cécile Klotzbach aus Melbourne

Beschreiben Sie uns bitte Ihren Zustand und Ihr Gefühl auf dem Platz.
Federer: Alles war natürlich etwas ungewiss. Aber ich dachte, ich schaffe es. Ich habe es die beiden letzten Tage ruhig genommen, mich auch vor dem Match nur ganz locker aufgewärmt. Ich hatte keine Schmerzen mehr, das war ein gutes Zeichen. Auch das Time-Out war eher präventiv. Ich servierte dieses Mal voll, aber in der Defensive habe ich mich wohl anders bewegt, als sonst. Ich hatte ja immer auch etwas Angst, deshalb spielte ich ein wenig mit angezogener Handbremse. Ich wollte ja nicht alles noch schlimmer machen und womöglich mehrere Wochen ausser Gefecht sein. Mit diesem Gefühl spielte ich, das schmerzt schon im Herz. Ich gab das Maximum, was in mir steckte.

Wie sehr glaubten Sie an einen Sieg gegen Djokovic?
Ich hatte nichts zu verlieren – er dafür alles. Wie meine glücklichen Siege vorher gezeigt haben, kann immer alles passieren. So glaubte ich an meine 3-Prozent-Chance gegen ihn. Mit einer 0-Prozent-Chance wäre ich nicht auf den Platz gegangen. Also nahm ich viel Risiko. Das ging im ersten Satz zunächst auf, aber leider konnte ich ihn nicht nach Hause servieren. Das werfe ich mir vor. Aber ansonsten wissen wir alle, wie hart es gegen ihn ist, wenn er einmal ins Match findet.

Was genau haben Sie die letzten Tage gemacht?
Ich liess nach dem Sandgren-Match noch ein MRI machen. Mit den Informationen machte ich dann die Reha, die aus Erholung und Behandlung bestand. Im Training entschied ich mich dann, zu spielen – wenn es wieder schmerzt, dann schmerzt es halt.

War es richtig, ohne Vorbereitungs-Turnier hier anzutreten?
Für mich und meine Familie war es sehr gut so. Was gut für die Kinder ist, hat Priorität. Ich weiss nicht, ob ich es nächstes Jahr anders machen würde – ich habe mich eigentlich gut ins Turnier reingespielt.

Welche Bilanz ziehen Sie?
Ehrlich gesagt bin ich über alles gesehen eigentlich sehr happy. Ich spielte in Ordnung – hätte besser sein können, aber auch viel schlechter. Nur heute wars zwischendurch mal der Horror.

Hätten Sie vielleicht doch besser nicht spielen sollen?
Nein, das wäre noch schlimmer gewesen. Es wäre ja auch das erste Mal an einem Grand-Slam-Turnier gewesen. Damals in London, als ich dem Publikum erklären musste, dass ich den Final der ATP-Finals nicht spielen konnte, wars am schlimmsten. Dann habe ich lieber ein solches Ende.

War es für Sie das letzte Aussie Open?
Die Antwort ist die selbe wie letztes Jahr: Ich weiss es noch nicht. Insgesamt fühle ich mich gut, deshalb bin ich eigentlich optimistisch. Aber die Saison ist noch jung und vieles kann passieren.

Glauben Sie noch an einen Grand-Slam-Sieg?
Ja, daran glaube ich. Mit meinem Spiel und meiner Form kann ich das schaffen.

Und wie sehen Ihre nächsten Tage aus?
Ich glaube, ich werde mich schnell erholen und dann hoffentlich für das «Match for Africa» voll fit sein. Ich fliege am Mittwoch nach Namibia, am Donnerstag dann nach Kapstadt, wo ich bis Sonntag bleibe. Danach will ich natürlich schnell wieder das Training aufnehmen, um in Dubai anzutreten. Aber das werden wir dann alles erst noch sehen.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?