Auf so engem Raum und in so schlechter Umgebung hat Novak Djokovic (34) wohl selten leben müssen.
Derzeit wird der Tennisstar im berüchtigten Park Hotel in der Downtown von Melbourne zwangsisoliert. Dies nach dem Visumchaos um Djokovic' Einreise am Donnerstag. Die Tennis-Nummer-1 will das Australian Open spielen. Stattdessen gibts jetzt Abschiebehaft ohne Extrawürste.
Mit Polizeieskorte ins Knast-Hotel
Auf Instagram hatte der Djoker vor seinem Abflug nach Australien noch grossmütig angekündigt, er reise «mit einer Ausnahmegenehmigung nach Down Under». Von einer Sonderbewilligung für den Ungeimpften wollten die Australier dann nichts wissen. Nach acht Stunden Verhör wurde Djokovic mittels Polizeieskorte ins Park Hotel in Melbournes Stadtviertel Carlton verfrachtet.
Die australischen Behörden weigern sich zwar, offiziell zu bestätigen, dass Djokovic dort in Gewahrsam ist. Fernsehbilder zeigten die Ankunft von Djokovic in der Nacht auf Donnerstag in diesem Hotel für Ausreisepflichtige – sprich: für Abschiebehäftlinge.
Djokovic, der derzeit bestbezahlte Tennisspieler der Welt, 20-facher Grand-Slam-Champion und seit 377 Wochen die Nummer 1, wird von den australischen Behörden in einem Hotel mit Flüchtlingen, Häftlingen und Unerwünschten untergebracht. Es versteht sich von selbst, dass die Zimmer da etwas anders ausschauen als in den Nobelunterkünften, die Djokovic sonst wählt. Jetzt hat er keine Wahl. Doch er zeigt auch Kampfgeist. Am Montag sollen Richter seinen Fall neu bewerten.
Maden im Essen
Seit Dezember 2020 sind im Park Hotel Gefangene der Regierung untergebracht. Seither gilt das Hotel als berüchtigt. Es kam zu Covid-Ausbrüchen. Vor zwei Wochen brach auf den Stockwerken drei und vier ein Feuer aus. Eine Person musste ins Spital.
Ende Dezember postete ein im «Park Gefängnis» untergebrachter Asylsuchender ein Foto von Maden in seinem Essen. Seit zwei Jahren sei er jetzt inhaftiert. Dieses Essen habe selbst die Wärter angeekelt.
Mahnwachen für ihren Helden
Einige von Djokovics Zimmernachbarn sind schon seit Jahren inhaftiert und hoffen noch immer auf ein Visum für Australien. Laut Menschenrechtsanwälten sind derzeit mehr als zwei Dutzend Flüchtlinge und Asylsuchende im Park Hotel einquartiert. Eine Gruppe wird seit neun Jahren festgehalten. Aktivisten demonstrieren immer wieder vor dem Hotel. «Stoppt das Folterzentrum», steht auf einem Plakat. Die Zimmer seien eng und mittlerweile heruntergekommen, Fenster können in den Zimmern nicht geöffnet werden.
Seit Djokovic dort untergebracht ist, sind auch Fans von ihm zum Hotel gepilgert. In serbische Fahnen gehüllt, versammeln sie sich vor dem Hotel. Einige halten Mahnwachen ab, am Donnerstag waren auch Betende zu sehen. Die Verehrung von ihrem Djokovic nimmt schon fast messianische Ausmasse an.
Das Park nennt sich ein 4,5-Sterne-Hotel, mit Preisen ab umgerechnet 70 Franken. Über die eigene Webseite lassen sich anscheinend noch immer Zimmer buchen. Die schauen auf der Webseite auch schön, geräumig und sauber aus. Die grossen internationalen Buchungsportale für Hotels haben das Park nicht gelistet. Eine Buchungsanfrage von Blick blieb erfolglos.