Eine Vorzugsbehandlung muss Roger Federer niemand mehr vorwerfen. Er darf war zwar wieder in die Rod Laver Arena. Aber wie schon in der zweiten Runde gegen Daniel Evans muss er, der nicht gerade ein Frühaufsteher ist, auch sein Drittrunden-Match bei den Australian Open um die (frühe) Mittagszeit spielen. Seine Partie gegen US-Youngster Milos Raonic findet nach einem Frauen-Match statt.
Apropros Frauen: Belinda Bencic spielt gegen die zweifache Wimbledonsiegerin Petra Kvitova (WTA 6) um 7 Uhr Schweizer Zeit in der drittgrössten Melbourne Arena.
Die einzige Partie gegen Fritz hat Federer 2016 auf Rasen in Stuttgart in drei Sätzen gewonnen. Das sei lange her, sagt der 21-Jährige – ihn plagten in den letzten Tagen andere Probleme: Er hatte sich zusammen mit seinem Wohnpartner und US-Kollegen Mackenzie McDonald aus seinem Haus geschlossen und fand seinen Schlüssel nicht!
Fritz war sicher, dass er die Schlüssel nicht vergessen, sondern verloren hatte. Es folgte eine verzweifelte Suche, die ihn einen ganzen Tag beschäftigte. Beinahe manisch suchte Fritz den riesigen Melbourne Park ab – die Garderoben, Restaurants, den Fitnessraum, er fragte beim Lost and Found und am Transport-Schalter, von dem er die Autos checken liess. Nichts.
Schlüssel verloren – und wieder gefunden
Plötzlich dann liess er seine besorgten Fans via Twitter wissen: «Ich kann es nicht glauben, aber die Schlüssel sind wieder da.» Leider macht Fritz keine Angaben, wo sie schliesslich wieder aufgetaucht sind. Sagt nur: «Ich glaube, da hat uns jemand einen bösen Streich gespielt.»
Als Roger zum ersten Mal hier in Melbourne auftrat, war klein Taylor gerade 2 Jahre alt …
«Das stimmt», sagt die auf Rang 50 klassierte Zukunftshoffnung der Amerikaner lachend. «Als Kind wuchs ich sozusagen mit Fed auf. Meine Güte, wieviel Highlight-Shows habe ich in all den Jahren auf Youtube gesehen!»
Er sei drum sehr aufgeregt, gegen Federer zu spielen. Vorher aber müsse er sich gut von den Strapazen seines Viersatzsieges über den Franzosen Gaël Monfils erholen. «Nun kommt ein ganz grosses Spiel auf mich zu. Ich werde da rausgehen, um gegen den Besten zu spielen!»
«Habe meine Lektion daraus gelernt»
Die Bewunderung für den Superstar ist dem 1,93m-grossen Fritz anzumerken. «Mehr als Smalltalk gabs zwischen uns bisher nicht. Aber ich war einmal nahe dran, bei seiner Agentur zu landen», so der Jungstar, der heute aber bei der «Creative Artists Agency» (CAA) unter Vertrag steht.
Als Gegner kennt er Roger aus Stuttgart, wo er 2016 in drei Sätzen verlor. «Einer meiner bedeutendsten Momente.» Damals gewann er Satz 2 und dachte: Oh Gott, ich kann gegen den grossen Fed gewinnen! «Dann verlor ich im Dritten. Ich habe meine Lektion daraus gelernt.»
Mehr lernen will er von Coach Paul Annacone, dem Ex-Trainer Federers. «Ich hoffe, er gibt mir gute Tipps», sagt Fritz, der im jungen Alter bereits Vater eines Sohnes Jordan (2) ist. Als frühreifer Teenager machte er vorher seiner gleich jungen Freundin Raquel Pedraza während Roland Garros einen Antrag auf dem Eiffelturm, nach Wimbledon heiratete er sie.
Anders als Vierfach-Papa Roger lässt Taylor seine Familie aber oft zuhause, wenn er Turniere spielt. «Sie fehlen mir, das Reisen macht mir das Leben recht schwer.» Das Vater sein motiviere ihn aber auch zum besser werden. «In den Top 15 oder 10 wird das Leben auf der Tour sehr viel leichter.»