Denn für die frühere Weltnummer 1 (für 64 Wochen) steht jetzt die Türe in den Final relativ weit offen. Die nur 1,68 m grosse Halep musste ab 01.10 Uhr gegen die Belgierin Elise Martens (24) mehr fighten als ihr lieb war. Für jeden Fluch und Wutausbruch mit ihrer Betreuer-Box zahlt sie seit Turnierbeginn übrigens 200 Dollar für die Hilfe beim Buschfeuer.
«Das könnte teuer werden...»
Halep lachte nach dem doch etwas zähen 6:4, 6:4-Sieg: «Wenn ich gewinne, tut mir das nicht weh. Am Ende des Turniers sagen mir dann meine Leute, was ich zahlen muss. Sie führen da sehr genau Buch!»
Die zweifache Grand Slam Siegerin, die sich 2009 ihre Brüste von 80E auf 80B verkleinern lassen musste (zu grosse Rückenprobleme), ist seither immer besser geworden. 2018 in Paris (3:6, 6:4, 6:1 gegen Sloane Stephens) und 2019 in Wimbledon (6:2, 6:2 gegen Serena Williams) jubelte Simona endlich auch nach grossen Turnieren.
2018 Finalpleite gegen Wozniacki
Vor zwei Jahren verlor Halep in Australien das Finale gegen Caroline Wozniacki mit 6:7, 6:3, 4:6. In der momentanen Form muss sie fast schon als Favoritin gehandelt werden. Auf Eurosport war Markus Theil begeistert: «Die hauen sich ja die Bälle um die Ohren. Vor allem Halep zeigt Schläge nicht von dieser Welt. Aber die Belgierin hält zum Glück super dagegen.»
Eurosport-Tennislehrer Theil
Ja, es war ein Genuss dabei zu sein. Als es im zweiten Satz 4:4 stand, sagte Theil: «Mertens spielt mit soviel Druck das Tennis ihres Lebens.» Dann ging es nur noch abwärts. Theil hatte auch da als «Tennislehrer» seine Ansicht: «Kommt jetzt wieder die Angst vor dem grossen Sieg? Mertens machte viel Mentaltraining. Aber du kannst die Realität nicht simulieren!» Die Weisheit der Nacht.
Die als Nummer 16 gesetzte Belgierin durfte den Platz mit Stolz und viel Applaus verlassen. Doch Halep war einfach zu abgebrüht, zu stark bei den entscheiden Bällen. Daran dürfte jetzt auch Kontaveit zerbrechen.
Kontaveit zitterte 162 Minuten
Die Estin, die ja Bencic in 49 Minuten 6:0, 6:1 demütigte, musste jetzt 162 Minuten lang kämpfen, leiden, zittern. Gegen die erst 18jährige Polin Iga Swiatek. Sie war das Laufwunder in der bis zum Schluss engen Partie mit total 15 Breaks. Bencic dürfte sich, wenn sie zugeschaut hat, sicher tausend Gedanken gemacht haben!
Um 05.26 Uhr war die «Schlacht» vorbei – 6:7, 7:5. 7:5. Kontaveit hatte im dritten Satz bereits 5:1 geführt, als das polnische Energiebündel nach einem Medical Timeout (Oberschenkelzerrung) auf 5:5 ausglich, dann aber war der Tank aus Warschau endgültig leer.
Starker Thiem hofft auf Nadal...
Ab 03.12 Uhr sahen wir dann einen Dominic Thiem (26), der endlich sein bestes Tennis zeigte. Die Nummer 5 des Turniers wäre im Viertelfinal für Rafael Nadal bereit – wenn die Nummer 1 den Australier Kyrgios schlägt.... 2018 und 2019 hatte Thiem im French Open-Finale jeweils gegen Nadal verloren.
Monfils zauberte nicht lange
Gegen den 1,93 m grossen Akrobaten und Superfighter Gael Monfils (33) hatte der Österreicher die Sache immer im Griff, auch wenn der in der Schweiz lebende Franzose, immer wieder einige Zauberbälle hervorbrachte.
Nach 1:50 Stunden und 6:2, 6:4, 6:4 war um 05.02 Uhr Schluss. In der Box von Monfils sahen wir immer wieder die als Nummer 5 gesetzte Ukrainerin Elena Switolina. Sie drückte Gael vergeblich die Daumen, sie selbst ist ja in der dritten Runde ausgeschieden.
Wer stoppt Muguruza?
Sie ist wieder da, die Spanierin Garbine Muguruza (26). Die etwas eigenwillige Dame macht jetzt unter dem Coaching von Conchita Martinez wieder einen Anlauf an die Weltspitze. Dort war sie vor einigen Jahren sogar vier Wochen die Nummer 1 – und sie siegte in Paris (2016) und Wimbledon (2017).
Auch ungesetzt überrumpelte Muguruza jetzt im Achtelfinal die Nummer 9 des Turniers, die Holländern Kiki Bertens (28). Diese war bis zur 3:6, 3:6-Pleite um 05.26 Uhr trotz tollen Schlägen praktisch chancenlos.
«Das ist Schweizer Urgewalt»
Ab 05.15 Uhr schaute der TV-Nachtvogel auch mal kurz bei Stan Wawrinka (34) vorbei. Der Westschweizer wurde im ersten (gewonnenen) Satz gegen den als Nummer 4 gesetzten Russen Daniil Medwedew (23) auf Eurosport nur gelobt: «Das ist die Schweizer Urgewalt. Ein perfekter Vorvertrag des Schweizers. Das ist einfach erste Sahne, was uns da Stan zeigt. Ein Genuss für alle Tennis-Fans. Aber auf diesem Niveau kann keiner einen ganzen Match abliefern.»
Die neutrale Stimme sollte dann die nächsten zwei Sätze leider recht behalten. Dann schlug die «Urgewalt» Wawrinka wieder zurück. Um 08.02 Uhr gings in den fünften Satz – und der TV-Nachtvogel legte sich schlafen...
Die Viertelfinals
Herren
- Djokovic (2) – Raonic (32)
- Federer (3) – Sandgren (–)
- Thiem (5) – Nadal (1)
- Wawrinka (15) – Zverev (7)
Frauen
- Barty (1) – Kvitova (7)
- Halep (4) – Kontaveit (28)
- Kenin (14) – Jabeur (–)
- Muguruza (–) – Pawlutschenkowa (30)