Das ist Federer-Gegner Chung
«Ohne Brille fühle ich mich nackt»

Neuling Hyeon Chung (21, ATP 58) aus Südkorea gegen Altmeister Roger Federer (36, ATP 2). Ein ungewöhnlicher Halbfinal.
Publiziert: 25.01.2018 um 17:07 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 14:45 Uhr
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Der junge Hyeon Chung ist die grosse Entdeckung der diesjährigen Australian Open.
Foto: HANDOUT
Cécile Klotzbach aus Melbourne

Über Hyeon Chung weiss Roger Federer nicht viel mehr als wir. Anders als über den Tschechen ­Tomas Berdych, den er auf dem Weg in seinen 43. Grand-Slam-Halbfinal zum 20. Mal geschlagen hat. Chung ist ein neuer Gegner, auf den er sich im ­Gespräch mit seinen Coaches Lüthi und Ljubicic sorgfältiger vorbereiten will.

Natürlich hat Federer mit­bekommen, dass der erste süd­koreanische Major-Halbfinalist auch den Generations-Kollegen Sascha Zverev geschlagen hat. Und dass er – vor Überraschungsmann Tennys Sand­gren (USA) – den sechsfachen Rekordsieger Novak Djokovic aus dessen Wohnzimmer in Melbourne vertrieben hat. «Das ist etwa, wie wenn einer Rafa in Roland Garros oder mich in Wimbledon schlägt», bewundert der Schweizer den 21-Jährigen mit der weissen Brille.

«Der Professor»

Chung braucht sie seit dem sechsten Lebensjahr, als er ­begann, Tennis zu spielen. Er blinzelte ständig, konnte zwar seine Gegner auf der anderen Seite des Netzes, aber nicht den Ball in der Nähe sehen. Er werde seine Augen deshalb nicht operieren lassen, erklärt er. «Ohne Brille würde ich mich nackt fühlen.»

Ausserdem hat ihm die Sehhilfe einen klingenden Spitz­namen verschafft: «Der Professor» wird er in der Szene genannt. Da steht ja beinahe ein akademischer Halbfinal bevor! Denn Roger hat seit diesem Winter einen Doktor-Titel. Professor Chung fordert Dr. Federer – das hört sich toll an!

Der 15 Jahre ältere Baselbieter Superstar, der einst die Sportschule in Ecublens VD absolvierte, hat weder Matura noch Studium. Den Ehrendoktor erhielt der Maestro aber von der Medizinischen Fakultät der Universität Basel für seine Vorbildfunktion als fairer Sportler und Gesundheitsförderer.

Hyeon Chung ist viel zu jung für eine Professur. Aber er lernt neben seiner Tennis-Karriere noch – und zwar Englisch. «Ich ver­suche es, vor allem um Interviews zu geben. Ein Freund aus Chicago bringt es mir bei.»

Hyeon Chung lernt Englisch – für die Platz-Interviews.
Foto: AP

Die Sprache zu lernen sei etwa gleich schwer, wie sich im Tennis zu verbessern, sagt er. In dem Fall wird es schnell gehen mit dem Englisch! Und an Interviews wird er sich erst recht schnell gewöhnen, wenn er so weiterspielt wie in den letzten Monaten, in denen er auch die «Next Gen»-Finals in Mailand gewann.

«Ich versuche, Novak zu ­kopieren», sagte Chung geradezu fliessend nach dem Erfolg ­gegen sein Idol, mit dem er ­gerne ein Selfie haben möchte. «Mit Rafa habe ich letztes Jahr ein Foto gemacht.» Zu Federer geht ihm dann der Wortschatz aus. Nur «viel Respekt», sagt der Professor über den Doktor.

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