Roger kämpft sich in die Viertelfinals
Federer zwingt angeschlagenen Nishikori in die Knie!

Roger Federer ringt Krieger Kei Nishikori nieder und steht in den Viertelfinals der Australian Open! Mit dem 6:7, 6:4, 6:1, 4:6, 6:3 ist klar: Er hat zu alter Klasse zurückgefunden. Nun fordert ihn Murray-Bezwinger Mischa Zverev.
Publiziert: 22.01.2017 um 12:38 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 21:42 Uhr
Cécile Klotzbach aus Melbourne

Dieser Achtelfinal der Australian Open zwischen Roger Federer (ATP 17) und Kei Nishikori (ATP 5) beginnt ernüchternd. Es geht unglaublich schnell, da liegt der Schweizer schon 0:4 hinten. Zwei Breaks in Folge – was ist nur los? Macht der japanische Samurai kurzen Prozess mit dem 35-jährigen Comeback-Star? 

Roger wacht rechtzeitig auf. Weckt sich auf mit lauten «Come-on»-Rufen. Was folgt, ist eine unglaubliche Aufholjagd von 1:5 auf 6:5! Umso ärgerlicher, dass er den ersten Satz dann im Tie-Break verliert. Doch es spricht für die Qualitäten der zähen Weltnummer 5 Nishikori, dass sie die Nerven behält. 

Aber auch Federer lässt sich so schnell nicht aus der Fassung bringen. Unterstützt von «Let's go Roger!»-Chören seiner Fans hängt er sich voll rein, schafft ein Break zum 4:3, das er sich bis zum 6:4 nicht mehr nehmen lässt. Es ist das erste Mal, dass sich das Publikum zu Standing Ovations erhebt. Begeisterung durchflutet das Stadion in Folge noch oft: Bei Rogers nächstem Break zum 2:1. Oder bei den weiteren beiden zum 6:1.

Warum Federer dann den nächsten Durchgang verliert, ist eigentlich kaum zu erklären. Krieger Nishikori nutzt eine Mini-Schwächephase aus und krallt sich das 6:4. Der Fünfsätzer wird zum Nervenkrimi und Abnützungskampf.

In dem der 27-Jährige am kürzeren Hebel sitzt. Zweimal muss er sich an Rücken und Hüfte behandeln lassen. Der acht Jahre Ältere auf dem Court ist beweglich und flink wie ein Wiesel. Und auch mental hat der 17-fache Major-Champion seine alte Stärke wiedergefunden. Roger behält das Kommando, zieht ab zum 3:0, 5:2 und drückt nach knapp dreieinhalb Stunden mit dem 82. Winner (gegen 42!) den Knopf zum Rauswurf – 6:3!

Wozu ist der Comeback-Schweizer, der ein halbes Jahr lang keinen Ernstkampf bestritten hat, noch fähig? Anders als vermutet steht ihm in den Viertelfinals nicht Weltnummer 1 Andy Murray gegenüber. Sondern Nummer 50 Mischa Zverev, der zehn Jahre ältere Bruder von Supertalent Alexander und Sensations-Sieger des Tages. 2:0 führt der 35-jährige Baselbieter gegen den Serve-and-Volley-Spezialisten. Das letzte Duell ist allerdings schon über drei Jahre her. Und seitdem ist der lange von Verletzungen geplagte Zverev ein neuer Spieler geworden.

Das sagt Federer nach dem Spiel

Zum Match: «Ich erwartete ein Hin und Her von Satzgewinnen bei uns. Aber dass er so stark anfängt hat mich doch überrumpelt. Ich werde nicht oft doppelt gebreakt.»

Zu den Fans: «Schön, dass ich hier so super-willkommen bin. Ich gebe hier auch bei meinem zwanzigsten Mal mein Bestes – und wenn das geschätzt wird, beflügelt mich das. Heute halfen mir die Fans enorm.»

Standortbestimmung: «Ich spiele hier besser und besser. Dazu musste ich über fünf Sätze total fokussiert bleiben. Ich habe den Rhythmus an der Grundlinie gefunden, kenne die Bälle, die Reaktion des Courts auf meine Schläge. Und heute hat mich sogar meine Rückhand oft gerettet. Jetzt bin ich in der Winner-Mentalität drin und will mehr! Aber mit der Hand an der Bremse, ich weiss ja noch nicht wie mein Körper auf dieses Match reagiert... » 

Wo ordnet er diesen Grand Slam ein? «Dieser Grand Slam wird mir so oder so wieder als total speziell in Erinnerung bleiben, weil ich von der Pause zurückkomme. Aber auch wegen diesem 5-Satz-Sieg, bei dem ich im letzten Satz wirklich alles gab. Es ist ein Team-Sieg, weil ich es dank meiner Trainer und Physios körperlich so gut durchgestanden habe.»

Zum nächsten Match gegen Mischa Zverev: «Jetzt denken wieder alle, ich sei der Favorit. Das bin ich gewohnt und ich habe die Ausgangslage gerne. Ausserdem kenne und mag ich sein Serve-and-Volley-Spiel - ich freue mich, dass so einer wieder mal Erfolg hat. Andererseits hat Zverev heute enorm gut gespielt.»

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