Als Novak Djokovic Ende 2013 den Deutschen Boris Becker zum neuen Trainer ernennt, sorgt das vielerorts für Stirnrunzeln. Hinter vorgehaltener Hand wird gelästert, die Verpflichtung des ehemaligen Tennis-Idols sei wohl eher ein Schachzug des Serben, das eigene Image noch etwas mehr zu ramponieren.
Doch das Duo straft alle Kritiker Lügen. Zwei Jahre später hat der Djoker den Nimbus des Unbesiegbaren. In der Ära Becker hat er zwar kaum dessen spektakuläre Spielart mit Netz-Attacken und Hechtrollen angenommen. Aber Djokovic gewinnt fünf Grand-Slam-Titel, davon vier innert der letzten 13 Monate.
«Bumm-Bumm»-Becker, der wegen eines Hüftleidens nur noch aus dem Stand Tennis spielt, sah mit Wohlstandsbauch und rötlicher Gesichtsfarbe zuweilen etwas albern aus neben Modell-Athlet Djokovic, dem Diät-Fanatiker. Doch heute wirkt auch Boris wieder sportlicher – und überglücklich noch dazu. Nach Djokovics neuestem Streich, dem 6:1, 7:5, 7:6 gegen Andy Murray zum sechsten Australian-Open-Titel, ist er zu Tränen gerührt. Es folgt eine lange Umarmung voller Stolz und Dankbarkeit.
Für Becker ist Djokovic die Rettung! Nach dem Karriereende 1999 findet der dreifache Wimbledon-Champ medial nur noch in Klatschspalten statt. Mal mit der «Besenkammer-Affäre», bei der er ein Kind zeugt und dann von Samenraub spricht. Mal, weil er die Angestellten seiner Finca auf Mallorca nicht bezahlt. Hohn und Spott prasseln auf ihn ein nach peinlichen TV-Shows, mit dem Auftritt im Fliegenklatschen-Hut als traurigem Höhepunkt.
Wahrhaftig sind mit der Liaison zwischen Nole und Bobbele zwei Fliegen mit einer Klatsche geschlagen: Boris braucht Novak, Novak braucht Boris – für seinen Weg in die Unsterblichkeit. Angekommen ist er dort noch nicht. Mit total elf Major-Titeln schliesst der 28-Jährige nun zu den Legenden Björn Borg und Rod Laver auf. Rafael Nadal hat 14. Bis zu Rekordhalter Roger Federer (17) muss der Djoker noch sechs mal stechen. Im Normalfall eine halbe Ewigkeit. Allerdings nicht, wenn er in diesem Bumm-Bumm-Tempo weitermacht.