Eine schittere Ausgangslage», nennt Roger Federer das Kind beim Namen. An den ATP-Finals wird nach der Startpleite gegen Dominic Thiem die Luft um ihn dünn. Dass der Schweizer seine fünfte, in diesem Jahr dritte Niederlage gegen den Österreicher in zwei Sätzen kassiert hat, macht es nicht besser. Ein fehlender Satzgewinn kann bei Gleichstand in der Gruppenphase entscheidend fürs Weiterkommen in die Halbfinals sein.
Bedeutet: Zwei Vorrunden-Siege sind nun zwingend. Einer heute (15 Uhr, live auf SRF 2) im Duell der Erstrunden-Verlierer gegen Matteo Berrettini. Dann einer am Donnerstag gegen Novak Djokovic. Da es gegen den Serben kein Spaziergang werden dürfte, sollte Federer den Italiener möglichst ohne Umwege bodigen. Ohne Satz- und mit wenig Game-Verlust – so wie schon mal dieses Jahr in London bei der Premiere gegen Berrettini (6:1, 6:2, 6:2).
Federer vertraut auf vergangene Taten an Saisonfinals
«Matteo hat noch nicht so grosse Erfahrung wie ich – insofern ist das meine Chance, mich zu rehabilitieren», weiss der 38-Jährige. Obwohl er sein Ziel, ohne Niederlage durchs Turnier zu kommen, verfehlt hat, vertraut der sechsfache Champion des Saisonfinals auf vergangene Taten. Drei von vier Mal erreichte er trotz Fehlstart die Halbfinals. Der spezielle Modus sei eine grosse Herausforderung für Junge und Neulinge: «Es braucht viel Anpassung im Kopf.»
Dass er recht hat, zeigte auch die deutliche Startpleite des 23-jährigen Debütanten Berrettini. Nur drei Games konnte er Novak Djokovic abluchsen. Die römische Weltnummer 8, die Anfang Jahr noch ausserhalb der Top 50 stand, äusserte sich darauf eher ehrfürchtig als entmutigt: «Ich lerne daraus und sauge jeden Moment im Kreise von Novak, Roger oder Rafa auf. Mit ihnen hier in London zu sein, lässt mich erst realisieren, was ich diese Saison erreicht habe.»
Federer gehört zu seinen grossen Vorbildern, deshalb fiel es dem 1,96-Meter-Riesen auch nicht schwer, die Wimbledon-Klatsche zu akzeptieren. «Der Moment war wie ein Traum», hatte Berrettini danach geschwärmt. «Nicht, dass es mir egal war, ich war schon verärgert. Aber ich wuchs auf, Roger zu verehren. Mit meinem Idol auf dem heiligen Centre Court ging es um viel mehr für mich als um Sieg oder Niederlage.»
Für Federer ist ein klarer Sieg heute enorm wichtig. Sein 10. Basel-Sieg machte ihm Hoffnung, in London die Saison aufzupolieren, in der er keinen Grand-Slam-Titel holte. Aber dafür muss er sich jetzt ganz schön strecken.