Ex-Tennisspieler Boris Becker (55) kann sich ein Lachen kaum verkneifen. Er redet darüber, um welche Kleinigkeiten sich die Tennisspieler heutzutage beschweren, ohne jemals ein Leben im Gefängnis verbracht zu haben. Denn erst daran würden sie merken, welche Privilegien sie auf der ATP-Tour geniessen.
Der Deutsche muss es wissen. Er hat beide Seiten hautnah kennengelernt. Zuerst als sechsmaliger Grand-Slam-Sieger in der Tennis-Szene, bevor er im April 2022 eine achtmonatige Gefängnisstrafe in England wegen Insolvenzdelikten abgesessen hat.
Becker redet Tennisspieler ins Gewissen
Seit seiner Entlassung erzählte Becker mehrfach über die schwere Zeit hinter Gitter, wo er zwischenzeitlich um sein Leben fürchtete, weil er von Mördern umgeben war. Das werde er nie vergessen, sagt er. Auch deshalb, finde er das Verhalten einiger Profispieler ein wenig seltsam.
«Wenn ich höre, wie sich Spieler über den Druck beschweren, den sie an einem Punkt verspüren, lache ich. Wenn ich höre, wie sich Spieler über die Qualität des Essens in der Lounge beschweren, lache ich. Wenn ich höre, wie sich Spieler über das Training beschweren und die Bedingungen auf den Plätzen beschweren, lache ich.» Es bedeute nichts gegenüber einer Zeit im Gefängnis zu verbringen. In der ersten und letzten Nacht schlafe man dabei keine Sekunde, so Becker zur «Équipe».
Diese Zeit ist nun vorbei. Vor kurzem hat der Top-10-Spieler Holger Rune (20) Becker als Trainer engagiert. Seither geht es beim damals formschwachen Dänen wieder aufwärts. So erreicht er bei den Swiss Indoors in Basel das Halbfinal. Beim Paris-Masters endete Runes Lauf mit einer knappen 5:7, 7:6, 4:6-Niederlage gegen Novak Djokovic (36) im Viertelfinal. (men)