Sie erhielten in Paris den «Philippe Chatrier Award», einen Preis für Ihren Beitrag zum Tennis. Wieviel verbindet Sie noch mit diesem Sport?
Gabriela Sabatini: Beruflich nicht sehr, auch wenn ich dem argentinischen Verband noch etwas helfe. Aber ich bin dem Sport aber auf ewig dankbar, weil er mich auf und neben dem Court bereicherte. Nah werde ich ihm immer sein. Ich schaue oft zu, analysiere gerne Matches. Braucht jemand meinen Rat, bin ich da. Aber als Coach würde ich mich nicht verpflichten lassen. Heute reise ich lieber, um Länder zu erkunden, das konnte ich als Tennisspielerin nie. Und neben meinen Hobbys kümmere ich mich auch um meine Parfum-Linie, die ich seit nunmehr dreissig Jahren habe.
Sie leben heute in der Schweiz. Was gefällt Ihnen da besonders?
Zumindest die meiste Zeit - daneben verbringe ich noch etwas Zeit in Miami und Buenos Aires. Die Schweiz ist ein wunderschönes Land mit einer friedlichen Atmosphäre, wo ich total frei leben kann. Dort kann man grossartig Sport machen - Radfahren gehört ja zu meinen Leidenschaften. Und Tennis ist dort mit Roger und Stan ja auch hervorragend vertreten. Ich liebe es, den beiden zuzusehen, ihre Rückhände sind Augenweiden!
Sehen Sie eine Zukunft für die einhändige Rückhand bei den Frauen?
Ich hoffe es, das wäre schön. Es würde für Abwechslung sorgen, denn das kraftvolle Spiel der meisten heutigen Athletinnen ähnelt sich doch stark.
Haben Sie noch Kontakt zu Ihrer Langzeit-Rivalin Steffi Graf, die nächste Woche 50 Jahre alt wird?
Ja, und ich weiss, dass es ihr gut geht. Nach unserem Rücktritt blieben wir befreundet, spielten auch ein paar Showkämpfe. Ich hatte Glück, sie als meine Rivalin zu haben, durch sie wurde ich besser. Und privat ist Steffi auch toll. Sie soll mir dann mal sagen, wie es ist, 50 zu werden... (lächelt)
Sie sehen noch immer blendend aus, sehr fit und schlanker als früher!
Danke, aber ich bin viel älter geworden! Ich trainiere noch, wenn auch nie so viel wie früher. So verschwinden auch die Muskeln, was natürlich auch am Alter liegt. Ich wollte aber auch schmaler werden - deshalb lebe ich ziemlich gesund.
Sind Sie Vegetarierin?
Nein, ich esse alles und ganz viel Rindfleisch!
Was halten Sie vom heutigen Frauentennis, dem charismatische Persönlichkeiten etwas fehlen?
Das sehe ich nicht so. Das Niveau ist sehr gut und es steigen viele junge Athletinnen empor, die körperlich viel stärker sind als wir und deren Spielart und Charisma mir gefällt. Sicher, bei den Männern, wo Federer, Nadal, Djokovic - alle über 30 - das Tennis dominieren, gibt es mehr Kontinuität. Auf der Frauen-Tour sind die Gewinnerinnen 20, aber das kann man auch positiv sehen. Es ist weniger langweilig.
In Paris waren Sie mit 14 Junioren-Siegerin, später ein erfolgreicher Profi-Teenager. Wie gingen Sie mit dem Scheinwerferlicht um und was empfehlen Sie der heutigen Jugend?
Social Media gab es damals noch nicht, für die Teenager heute ist es darum noch viel schwieriger. Aufmerksamkeit und Druck sind grösser, alles verbreitet sich viel schneller. Das ist der tägliche Härtetest für die junge Generation. Auch ich erinnere mich an Momente, wo ich mehr fokussiert darauf war, was Leute und Medien von mir erwarten, als was ich selbst will. Jungen Spielerinnen wie Amanda Anisimova empfehle ich, ein gutes Team um sich zu scharen - das ist entscheidend.
Welche Spielerin finden Sie besonders gut?
Am liebsten mag ich die Australierin Ashley Barty. Sie spielt sehr strategisch und hat eine wahnsinnige Slice-Rückhand.
Glauben Sie, dass Serena Williams noch ihren 24. Grand-Slam-Titel holen wird?
Das ist schwer zu sagen. Ich denke, körperlich ist sie absolut bereit dazu, aber ich bin nicht sicher, ob sie mental schon wieder so weit ist. Ist sie wieder von sich überzeugt, kann sie auch wieder gewinnen.
Zum Männertennis: Wer gefällt Ihnen da?
Ich mag das Spiel von Alexander Zverev. Und die Mentalität von Stefanos Tsitsipas. Vom Aussehen her gefallen mir noch immer die Italiener, wie Fabio Fognini, der ist ein netter, hübscher Junge.