Als Belinda Bencic (22) vor zwei Wochen die Quali fürs Saisonfinale der acht Jahresbesten noch gar nicht in der Tasche hatte, nimmt Martina Hingis (39) Kontakt mit dem früheren Schützling ihrer Mutter Melanie Molitor auf: «Hoffentlich sehen wir uns in Shenzhen», sagte die Tennislegende zu Belinda. «Dass Martina vor Ort ist, macht es besonders cool», so Bencic vor ihrem Abenteuer bei den WTA-Finals.
Hingis weilt als Botschafterin des Turniers in Asien, wo sie als frühere Doppelpartnerin von Sania Mirza (Ind) und Latisha Chan (Chn) extrem populär ist. Mit Auftritten an der Eröffnungzeremonie, der Kids-Clinic und Sponsoren-Terminen hat sie alle Hände voll zu tun. Danach will sie mit Ehemann Harry und ihrem acht Monate alten Töchterchen Lia noch eine Woche Ferien anhängen. Die stolze Mutter schwärmt: «Die Reise auf dem Nachtflug ging wunderbar – Lia schlief neun von elf Stunden und hat nun schon ihr erstes China-Touristenvisum im Pass!»
Belinda-Highlight gegen Bertens
Natürlich verfolgt sie auch das Abschneiden von Bencic. «Es wäre einfacher gewesen, hätte sie sich schon früher qualifiziert», weiss Hingis, für die es neben den Grand Slams immer das grösste Highlight war, eine Saison so abzuschliessen. «Dass es Belinda auf den letzten Drücker geschafft hat, macht es ganz besonders.»
Speziell ist auch, dass es heute (13 Uhr, live auf BLICK) just gegen Kiki Bertens um die Wurst geht. Die 27-Jährige wird bereits im Rennen um die Qualifikation für Shenzhen von Belinda ausgebremst. Da sich Naomi Osaka nun aber verletzte, darf die Holländerin nachrücken. Und – wie Bencic – hat Bertens bereits ein Gruppenspiel gewonnen. Wer das Duell nun also für sich entscheidet, steht in den Halbfinals. Es gibt aber noch ein weiteres Belinda-Szenario: Gewinnt Kvitova gegen Barty, hat unser Trumpf auch als Verliererin theoretische Chancen.
Head-to-Head spricht nicht für Bencic
Obwohl Bencic alle drei Treffen mit Bertens verloren hat, glaubt Hingis fest an ihre junge Landsfrau: «Die letzte Niederlage auf Hartplatz ist zwei Jahre her, in der Zeit hat sich Belinda deutlich weiterentwickelt.» Eine gute Gesundheit sei allerdings die Voraussetzung. «Die Schmerzen im Fuss waren im Spiel gegen Kvitova sicher besser auszuhalten. Gegen Bertens wird Belinda wieder mehr rennen müssen.»
Parallelen zwischen Bencics Fussproblemen und den eigenen früheren Verletzungen (u. a. Fussgelenk-OPs) sieht die Legende nicht. «Ich weiss nicht, wie stark ihre Schmerzen sind. Aber beim grossen Finale Ende Saison läuft jede ein bisschen auf dem letzten Zacken. Für Belinda ist darum wirklich alles möglich!»